Malen mit Künstlicher Intelligenz

Die digitale Muse

Roman Lipski: Ohne Titel, 2017, aus der Reihe "A.I.R.-Unfinished"
Unfinished 6, Roman Lipski/A.I.R., acrylic on canvas, 140 cm x 240 cm, 2017 © Roman Lipski
Roman Lipski und Florian Dohmann im Gespräch  · 04.09.2017
Vor einigen Jahren war der Maler Roman Lipski in einer Schaffenskrise. Dann traf er den Datenspezialisten und Künstler Florian Dohmann, der ihm vorschlug, mit Künstlicher Intelligenz zu arbeiten. Die inspiriert ihn nun und hilft ihm im kreativen Prozess.
Lipski und Dohmann machten sich daran, eine Software zu entwickeln, die Lipskis Bilder besser macht. Am Anfang dachten sie, die Software würde aus Lipskis Input eine Art neues, digitales Kunstwerk schaffen. Dann aber fanden sie heraus, dass die Künstliche Intelligenz eher als eine Art Muse taugt. Sie inspirierte Lipski beim Malen und führte ihn in Richtungen, in die er selbst nie gegangen wäre.
Im Interview mit Deutschlandfunk Kultur zeigt sich Roman Lipski begeistert von seiner "digitalen Muse":
"Ich bin noch nie so farbig gewesen, so bunt und so entschlossen anders seit Ewigkeiten, das ist die Unterstützung meiner digitalen Muse. Ich habe wirklich geschafft, mich zu verändern auf diese Art und Weise. Ich bin abstrakt geworden, die Formen sind expressiver, ich benutze mehr Farben und das alles hat Sinn, das ist nicht zufällig, das ist nicht beliebig, und das hat hohe Qualität."
Florian Dohmann, der die Künstliche Intelligenz mit dem Namen A.I.R. entwickelt hat, beschreibt ihre Funktionsweise so:
"Im Prinzip ist es ein künstlich maschinell lernendes System, das in der Lage ist, Lipskis Bilder zu analysieren, zu dekonstruieren, neu zusammenzusetzen und am ende ganz Neuartiges zu generieren. Das sind im Wesentlichen erstmal digitale Dateien, die Roman Lipski derzeit auf einem Interface zu sehen bekommt, die wir aber zwischenzeitlich schon in verschiedenen Größen und Formaten gedruckt haben."
Roman Lipski
Der Künstler Roman Lipski © picture alliance / dpa / Foto: Jens Kalaene

Endloses Pingpongspiel

Diese von der Künstlichen Intelligenz generierten Bilder dienen Lipski als Inspiration, sagt Dohmann. Wichtig sei der Dialog zwischen Künstler und Maschine, so Dohmann weiter:
"Das ganze Projekt nennt sich 'unfinished', das ist tatsächlich ne endlose Reise und wir bewegen uns da in Werkzyklen, es begann mit einer Fotografie, die wurde in 'unfinished1' analysiert und es wurden neue Bilder generiert und diese Bilder haben wir direkt gedruckt und diese gedruckten Bilder hat sich Roman Lipski genommen, um sie dann im Detail zu analysieren, sich Aspekte rauszugreifen, um dann wiederum neue Bilder zu malen."
Das war der erste Zyklus, so Dohmann, und so gehe dieses Pingpongspiel, dieser Dialog zwischen Mensch und Maschine, jetzt immer weiter.
"Es geht immer vom Maler zum System, vom System wieder zum Maler, und dieser Dialog macht es möglich, dieses Neuartige zu kreieren."

Eine Muse für alle

Nach den Erfolgen mit Lipski will Dohmann perspektivisch "eine Muse für alle" entwickeln. Es gebe sehr großes Interesse bei sehr vielen Künstlern, "ein solches System zu haben, was einem dabei hilft, den kreativen Prozess zu unterstützen".
Lipski jedenfalls ist froh, im Dialog mit der Maschine zu sein:
"Jeder kreative Mensch erlebt Krisen und den Wunsch nach Veränderung, so war es auch bei mir. Ich wusste nicht, wie es weitergeht. Ich wollte mich neu definieren. Glücklicherweise habe ich Florian getroffen. So kamen wir zu dem Punkt, dass wir sagten: Lass uns das mal ausprobieren."
Er male jetzt seit zwei Jahren im Dialog mit dem System und anhand der Qualität der Bilder sehe man, dass das gut funktioniert. Einzig die Sammler seien noch skeptisch, sagt Lipski.
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