"Male Feminists Europe"

"Wir brauchen mehr männlichen Diskurs über Feminismus"

Robert Franken
Robert Franken © Sung-Hee Seewald Fotografie
Robert Franken im Gespräch mit Susanne Balthasar · 15.07.2017
Wie viel Feminismus braucht der Mann? Und wie viel Mann der Feminismus? Das haben wir Robert Franken gefragt, den Gründer von "Male Feminists Europe". In seiner Partnerschaft sei er der Feminist und nicht seine Frau, sagt er.
Experte in digitaler Transformation, ehemaliger CEO von chefkoch.de und urbia.de und nicht zuletzt überzeugter Feminist - das ist Robert Franken, der Gründer der Webseite "Male Feminists Europe".
Als weißer, heterosexueller "Cis"-Mann gehöre er zu einer der privilegiertesten Gruppen, die es weltweit gebe. Und dieses Privileg nutze er, um seine "Privilegiertheit" zu kritisieren, erklärte Franken im Deutschlandfunk Kultur sein Engagement.

"Am Ende des Tages können wir es nur gemeinsam lösen"

Heißt das, dass Männer am Ende die besseren Feministen sind? "Besser können Männer an der Stelle relativ wenig", so Franken. "Es gibt ja sogar feministische Blogs, die schreiben, dass das beste, was ein Mann dem Feminismus tun kann, sei den Abwasch zu machen." Das finde er einen plakativen und lustigen Ansatz. Aber die Alternative könne nicht sein, dass sich jetzt alle Männer beim Feminismus zurückhielten. "Im Gegenteil: Ich fordere viel mehr männlichen Diskurs über das Thema Feminismus, weil ich glaube, dass wir am Ende des Tages es nur gemeinsam lösen können."
Die erste Reaktion vieler Männer auf seinen Feminismus sei ein "komisches Naserümpfen", sagt Franken. "Das ist aber nichts im Vergleich zu den Anfeindungen, denen viele Feministinnen ausgesetzt sind." Außerdem bekomme er auch sehr viel positives Feedback. Zum Beispiel habe ein Freund das Thema Gender Pay Gap gegenüber dessen Chef proaktiv angesprochen und die Schließung dieser Lohnlücke angemahnt. "Das zeigt mir dann, dass das nicht alles umsonst ist, was man macht, aber zugegeben, es sind sehr kleine Schritte."

Entwertet der Feminismus den Mann?

Dass sich viele Männer gegen den Feminismus wendeten, liegt Franken zufolge daran, dass diese sich dadurch entwertet fühlten: "Weil, wenn wir über Privileg und Diskriminierung sprechen, dann natürlich sehr viele, die es – sagen wir es mal plakativ – zu etwas gebracht haben, denen nimmt man mit der Diskussion über ihr Privileg sehr viel der eigenen Leistung, zumindest gefühlt. Das ist dramatisch."
Bei sich zu Hause sei übrigens er der Feminist, sagt Franken. "Meine Frau ist nicht unfeministisch, aber die ist jetzt nicht so bewusst und so outspoken, wie ich das zum Teil bin."
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