Magier der Rennstrecke

Gesehen von Hannelore Heider · 11.05.2011
Ayrton Senna galt als einer der schnellsten Formel-1-Piloten aller Zeiten. 1994 verunglückte er mit nur 34 Jahren beim Großen Preis von San Marino. Mit zahlreichen bisher unveröffentlichten Dokumentaraufnahmen zeichnet Asif Kapadia ein spannendes Porträt des Ausnahmesportlers.
Die Familie des 1994 mit nur 34 Jahren auf der Rennstrecke tödlich verunglückten größten Formel-1-Rennfahres aller Zeiten hat den Film autorisiert und mit diesem Gütesiegel setzt der Film eine Hymne auf Ayrton Senna auf die große Kinoleinwand. Dass das zu einem Filmerlebnis wird, dessen Faszination sich auch Formel1-Muffel kaum entziehen können, liegt nicht nur an den sportlichen wie menschlichen Qualitäten seines Helden, sondern vor allem auch an der perfekten und wirklich verblüffenden Machart.

Kaum ein Hollywood-Biopic konnte je solch Ausstrahlung erreichen, wie diese ausschließlich mit Dokumentarmaterial gefertigte Filmbiografie. Sie zeichnet im Kern zwar nur chronologisch den Aufstieg des in großbürgerlichen Verhältnissen in Sao Paulo aufgewachsenen Jungen an die Spitze der Formel1 nach, stellt aber einen dramaturgisch ergiebigen Konflikt ins Zentrum: den Kampf des französischen Formel1-Piloten und lange unangefochtenen Königs Allen Prost gegen seinen aufsteigenden Konkurrenten Ayerton Senna, der ihm wohl wirklich nicht nur in fahrertechnischer Hinsicht weit überlegen war.

Mit dieser dramaturgischen Verdichtung gelingt dem Film Spielfilmqualität, eine Spannung, die auch bei Bekanntheit aller Fakten bis zum Schluss anhält. Aus Formel-1-Übertragungen, archivierten Interviews und Fernsehshows sowie Heimvideos webt der Film ein so dichtes Geflecht aller Facetten dieses aufregenden Lebens, dass sich der Zuschauer immer wieder fragt, ob das wirklich noch eine Dokumentation ist.

Die Fragen sind berechtigt, denn sie führen auch zur Erkenntnis, dass ohne dramaturgische Manipulation der Bilder eine so schlüssig fortlaufende Geschichte im Nachhinein nicht zu erzählen wäre. Sie gibt dem Zuschauer übrigens auch Antworten auf oft gestellte Fragen, wie die unter welchen Umständen und mit welcher Motivation sich ein vernunftbegabter Mensch ständig dieser Todesgefahr aussetzten kann, wobei auch die Formel1-Instritutionen wie die Rennställe in ein nicht unkritisches Licht kommen.

Aber selbst wenn man weiß, dass die britischen Produzenten Zugriff auf das gesamte Formel1-Archiv hatten und man allein durch den Einsatz von Filmmusik Emotionen lenken kann, ist das Ergebnis trotzdem überzeugend: Der in Brasilien nicht zuletzt wegen seines Einsatzes für die sozial Schwachen und die Anerkennung seines Landes immer noch hochverehrte Ayerton Senna war ein Ausnahmesportler, dem der Film bei aller gebotenen Abwägung zu Recht ein hinreißendes Denkmal setzt.

Großbritanien / Frankreich / USA 2011. Regie: Asif Kapadia. Darsteller: Ayrton Senna, Alain Prost, Frank Williams u.v.a. Laufzeit: 104 Min., o.A.

Filmhomepage "Senna"