"Männer im Wasser"

Gesehen von Hans-Ulrich Pönack · 18.08.2010
Sieben Mannsbilder entdecken ihre Liebe zum Snychronschwimmen. Gegen alle Widerstände setzen sich die rebellischen Schweden in dem angeblich so "unmännlichen" Sport durch. Die vergnügliche Komödie "Männer im Wasser" hat uriges Personal und eine frohe Botschaft.
Wir erinnern uns gerne an die strippenden Stahlarbeiter aus Sheffield aus der britischen Arbeiter-Komödie "The Full Monty/Ganz oder gar nicht" von 1997, nicht wahr? Dies hier ist die neuzeitliche schwedische Variante: Eine Gruppe von Kerlen. Freunden. Sieben Mannsbilder so um die Ende 30. Lieblingstätigkeit: Das wöchentliche Hallen-Hockey in der Uni-Sporthalle. "Anführer" ist Fredrik (Jonas Inde), seines Zeichens arbeitsloser Journalist mit deshalb viel Freizeit-Ambitionen. Doch weil Fredrik & Co. weder Kinder noch weiblich noch behindert sind, wird ihnen die wöchentliche Spielzeit gestrichen.

Was nun tun? Frust und Depri machen sich insbesondere bei Fredrik breit, weil sich seine Ex-Frau gerade auf dem Karrieretrip gen London befindet und ihre gemeinsame 16-jährige Tochter, die kesse Sara, vorübergehend bei ihm "parkt". Anfangs kommt man in seinem Single-Haushalt überhaupt nicht miteinander klar. Das aber ändert sich schlagartig, als Papa durch die Tochter "auf ein verrücktes Ding" gebracht wird: Wie wär's denn mal mit Synchronschwimmen? Wie bitte, eine reine Frauen-Domäne? Von wegen: Angefangen hat ja schließlich alles, kurz nach 1900, mit entsprechenden Männer-Aktivitäten. Ist fotografisch wie urkundlich belegt.

Und weil sie schließlich bereits eine "Interessengemeinschaft" bilden, kann man ja auch gleich einen "passenden Verein" gründen. Um an Wettkämpfen und schließlich, als schwedische "Mannschaft", offiziell an der WM in Berlin im kommenden Jahr teilzunehmen. Doch das akzeptiert die weibliche Verbandschefin nicht. Synchronschwimmen, das sei nichts für Männer. Die schreien auf von wegen Diskriminierung und Emanzipierung und so. Erwecken Medien-Neugier. Während Tochter Sara beginnt, die Schnapsidee des Teams in hartes Training umzupolen. Und die Kerle beginnen, sportlich ein- bzw. abzutauchen. Dabei kommen sich Vater und Tochter (endlich) näher. Was der zurückkehrenden Mama dann überhaupt nicht passt. Also: Sportlich wie privat gilt es, eine Menge Hürden zu überwinden, bevor …

Ein skandinavisches Road-Movie. In die Seelen von, nein, nicht Gestrandeten, die sind alle durchaus "ordentlich helle". Sagen wir … von Widerständlern. Rebellen. "Aktivisten". Motto: Je mehr Nein drumherum, desto mehr Ja, wir machen es. Setzen ES durch. Peinlichkeiten, Missverständnisse, Psychosen können sie nur kurz mal in ihrem Engagement, in ihren Aktivitäten unterbrechen, aber keinesfalls aufhalten.
"Männer im Wasser" ist eine Sinn- und Identitätssuche mit Charme-Schmackes. Eine "Alles ist möglich-Posse" mit viel atmosphärischer Feingrob-Stimmung und urigem Figuren-Personal in der Midlife-Krise. Die es zu überwinden gilt. Gegebenenfalls halt auch mit viel Stress. Ein augenzwinkerndes Jetzt-Gerade-Na-Und-Vergnügen. Mit lakonischem skandinavischem Temperament. Motto: Einzelfahren im Leben ist Käse, Freundschaft und Teamgeist zählen mehr. Und diese männliche Diskriminierung im Wasser?: Die lassen WIR uns schon gar nicht gefallen. Klaro.

"Männer im Wasser" ist eine sympathische Schmunzel-Komödie. Die in den Arthouse-Kinos eine "schwedische" Außenseiter-Hitchance hat, ähnlich wie 2006 "Wie im Himmel".

Deutschland / Schweden 2008 - Originaltitel: Allt flyter - Regie: Måns Herngren - Hauptdarsteller: Jonas Inde, Amanda Davin, Benny Haag, Jimmy Lindström, Kalle Westerdahl, Andreas Rothlin Svensson - FSK: Ohne Altersbeschränkung - Länge: 100 Minuten

Filmhomepage "Männer im Wasser"