Prekäre Verhältnisse in aktueller Kunstproduktion

Macht Freiheit arm?

54:45 Minuten
Ein Mann wirft Farben auf eine Leinwand.
Macht das Künstlerdasein arm? © Getty Images / Vital Pictures
Von Thomas Groetz · 27.09.2022
Kulturschaffende müssen zunehmend flexibel mit einer dauerhaft unsicheren Situation umgehen. Permanente Präsenz sowie ökonomischer Erfolg verdrängen ästhetische Kriterien als Gradmesser für künstlerische Relevanz.
Institutioneller Erosionserscheinungen verlangen den Künstlern immer mehr Selbstoptimierung ab, um sich in den bestehenden Strukturen behaupten zu können.

Ideal und Lebenswirklichkeit

In der neoliberalen Gegenwart sind individuelle Freiheit versprechende, kreative Lebensläufe attraktiv, da sie eine Alternative zu einer mehr und mehr auf wirtschaftliche Effizienz ausgerichteten Gesellschaft darstellen. Die Furcht, dass die realen ökonomischen Grundlagen des Künstlerdaseins aufgedeckt werden, und damit einem allgemein verbreiteten Klischee der "freien" Kunst widersprochen wird, spielt nicht nur in der Musik eine Rolle, sondern auch beim Schriftsteller, der seinen Lebensunterhalt als Lehrer verdienen muss, oder im Bereich der bildenden Kunst.

Kunst als laufendes Unternehmen

Dort kommt nur der kleine Teil in den Genuss, von der kreativen Tätigkeit allein existieren zu können: der unternehmerisch denkt und handelt. Zu einer immer zweckdienlicher gewordenen Kunst gehört, dass man an den Akademien mittlerweile vor allem lernt, sich professionell in den Betrieb einzugliedern und seine kreativen Produkte als Marke zu lancieren. So sehen sich die Kulturproduzenten mehr und mehr dazu gezwungen, dem Erarbeiten attraktiver Projektanträge ebenso viel Aufmerksamkeit zu widmen, wie der künstlerischen Arbeit selbst.
Ein Beitrag zu unserer Denkfabrik 2022.

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