Lyrikerin Ulrike Sandig über das Grundgesetz

"Nichts hält so lang wie Provisorien"

05:02 Minuten
Die Autorin Ulrike Almut Sandig blickt in die Kamera und lächelt.
Die Lyrikerin Ulrike Sandig bespricht das Grundgesetz - vor allem nach sprachlichen Kriterien. © Picture Alliance / dpa/ Frank May
Ulrike Sandig im Gespräch mit Frank Meyer · 23.05.2019
Audio herunterladen
Die Sprache ist schlicht und trotzdem wird es gelesen: das Grundgesetz. Die Lyrikerin Ulrike Sandig hat sich die deutsche Übergangsverfassung angesehen und erkennt Ähnlichkeiten mit Gedichten.
Das Grundgesetz kann mit Fug und Recht als Klassiker bezeichnet werden. In vielen Haushalten ist es zu finden. Doch wie liest eine Lyrikerin dieses Werk, das vor 70 Jahren von der Parlamentarischen Versammlung in Bonn verabschiedet wurde?
Ulrike Sandig hat sich das deutsche Grundgesetz genau angesehen. Ihr erster Eindruck: Die Sprache sei "total kompliziert", sagt Sandig im Gespräch mit Deutschlandfunk Kultur. "Ich habe von vorne angefangen, bis ich gar nichts mehr verstanden habe", räumt sie ein. Die Sprache werde vor allem von Nomen bestimmt, Schlichtheit sei bestimmend.

Nur für eine Übergangszeit gedacht

Für Sandig sei das Lesen im Grundgesetz so, als würde man zum ersten Mal einen Lyrikband zur Hand nehmen. "Aber der Witz ist: Je mehr Gedichte du liest, desto einfacher wird es." Man müsse sich also mehr mit dem Grundgesetz – und dem was darin steht – beschäftigen, ist die Lyrikerin überzeugt.
Angelehnt an einen Begriff der Lyrikerin Marion Poschmann, nennt Sandig das Grundgesetz eine "Nachkriegsmatratze", denn es sei nur für eine Übergangszeit gedacht gewesen. Und natürlich gelte dann auch: "Nichts hält so lang wie Provisorien." (rzr)
Mehr zum Thema