Lux-Preis

"Ida" soll Europa vereinen

EU-Parlamentspräsident Martin Schulz (links) spricht mit dem LUX-Preis-Gewinner, dem Regisseur Pawel Pawlikowski (rechts) aus Polen. Die Preisvergabe fand im Gebäude des Europäischen Parlaments in Straßburg statt.
EU-Parlamentspräsident Martin Schulz (links) spricht mit dem LUX-Preis-Gewinner, dem Regisseur Pawel Pawlikowski (rechts) © picture alliance / dpa / Patrick Seeger
Gespräch mit Michael Gehler, Leiter des Instituts für Geschichte an der Universität Hildesheim · 17.12.2014
Pawel Pawilikowski wird mit dem diesjährigen Lux-Preis des EU-Parlaments ausgezeichnet. Sein Film "Ida" spiegele die Werte der europäischen Identität wider. Kann "Ida" europäische Identität stiften? Ein Film allein reiche nicht aus, meint der Historiker Michael Gehler.
Europa hat offensichtlich ein Identitätsproblem - auf der politischen Bühne ist es spätestens nach den letzten Wahlen des Europaparlaments deutlich geworden. Was die Politik noch nicht geschafft hat, soll die Kultur vollbringen: Sie soll europäische Identität stiften.
„Ich denke, dass es grundsätzlich sehr sinnvoll ist, sich mit Europa auseinanderzusetzen, eben auch in einer künstlerischen Auseinandersetzung – wir haben sehr viel politische Auseinandersetzung mit EU-Europa erlebt", sagt Michael Gehler, Leiter des Instituts für Geschichte an der Universität Hildesheim. Ein Film allein wird keine Identität stiften können, generell seien Wissenschaftler, Künstler und Literaten gefragt, sich mit europäischer Identität zu beschäftigen.
"Warum nicht eine Europa-Elf"?
Der diesjährige Lux-Preisgewinner, der polnische Film "Ida" von Paweł Pawlikowski, erzählt die Geschichte eines Waisenkindes, das in den 1960 Jahren in einem Kloster in Polen aufwächst, Nonne werden möchte und plötzlich herausfindet, dass sie Jüdin ist. Dass dieser Film den Preis gewonnen hat, sei ein Zeichen für die Öffnung des EU-Parlaments in Richtung Mitteleuropa.
Was das Ziel Europas ist, sei noch offen, kritisiert Gehler. Das Thema politische Union sei ein "heißes Eisen". Europa lebe von der Vielfalt, Kultur könne Europa nicht einen. Dennoch sei Kultur ist mehr als ein Anhängsel der Politik oder der Wirtschaft. Zudem sei Europa mehr als das christliche Abendland – Europa müsse größer gedacht werden. Ein kultureller Austausch sei denkbar. "Denken Sie an Fußball, warum nicht eine Europa-Elf?" fragt Gehler abschließend.
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