Loriot zu Ehren

Der Mops ist los in Brandenburg

Die Skulptur eines "Wilden Waldmopses", geschaffen von der Berliner Künstlerin Clara Walter und zu sehen in Brandenburg / Havel; Aufnahme vom April 2015
Die Skulptur eines "Wilden Waldmopses", geschaffen von der Berliner Künstlerin Clara Walter und zu sehen in Brandenburg / Havel © picture alliance / dpa
Von Tobias Feld · 18.04.2015
Brandenburg an der Havel ehrt den Komiker Loriot mit Mops-Skulpturen. Zum Auftakt der Bundesgartenschau hat die Künstlerin Clara Walter neun bronzene Walsmöpse in der Stadt ausgesetzt.
Er wäre gewiss ganz nach dem Geschmack Loriots: In Bronze gegossen, tummeln sich wilde Möpse mit kleinen Geweihen am Havelufer Brandenburgs. Im Auftrag des Kulturvereins bevölkert Clara Walter den Humboldthain mit ihren Skulpturen, die mal stolz im Park posieren, alle Viere von sich strecken oder aber ungerührt das Bein heben. Im Waldmopszentrum werden sie auf ihre Auswilderung vorbereitet. Mit ihrem Entwurf hat sich die junge Innenarchitektin zuvor gegen eine ganze Schar renommierter Künstler und Planungsbüros durchgesetzt.
Clara Walter: "Eine ganze Weile vorher habe ich gehört, dass Wölfe angesiedelt werden und fand das total spannend. Und dass eine Wildnis wieder zurückkommt, nach Brandenburg. Die ja eh schon da ist. Aber durch die Wölfe ist es eben noch viel wilder. Und deshalb war es so, dass als ich diesen Sketch gesehen habe, mit den wilden Waldmöpsen – das hätte genau so gut in Brandenburg sein können, finde ich. Und warum soll man dann nicht auch versuchen, diese Waldmöpse hier wieder anzusiedeln?"
Der Mops als Lieblingshund von Loriot
Was läge Loriot und seinem feinen Humor auch näher. Im Werk des 2011 Verstorbenen spielt der Mops als sein Lieblingshund eine große Rolle. Am 12. November 1923 als Vicco von Bülow geboren, ließ er ihn mannigfach zur Ehre kommen. "Ein Leben ohne Mops ist möglich", notierte er, "aber sinnlos".
Sie seien mit Hunden nicht zu vergleichen und vereinigten die Vorzüge von Kindern, Katzen, Fröschen und Mäusen. Und tatsächlich avancierte die Hunderasse in den vergangenen Jahren wahrhaft zum Kulttier. Nicht allein in Stuttgart thront seit diesem Frühjahr auf Initiative der Bürgerschaft ein stolzer Mops zum Gedenken an seinen größten Fürsprecher hoch über dem Eugensplatz. Auch die Comic-Künstlerin Joëlle Tourlonias oder der Online-Marktplatz für Selbstgemachtes, Da Wanda, huldigen ihm längst.
"Ich hab erstmal durch diesen Wettbewerb mich ganz, ganz viel mit diesem Thema beschäftigt. Und das nochmal unter einen ganz anderen Blickwickel betrachtet, als damals, als ich ein Kind war. Deshalb ist es für mich noch einmal cool gewesen zu merken, dass das so generationsübergreifend funktioniert. Und auch dass sich die Presse so sehr dafür interessiert hat. Da war ich auch überrascht. Ich hatte gar nicht damit gerechnet, dass es so große Wellen schlägt",
erklärt sich Clara Walter die Faszination für Loriot – und auch ihr Werk. Zum heutigen Auftakt der Bundesgartenschau erstrahlen neun bronzene Waldmöpse der 23-Jährigen im Wert von 50.000 Euro im Humboldthain.
Tierschützer: Ein Leben als Mops ist freudlos
Kritik an Walters Werk kommt vonseiten der Tierschutzorganisation Peta. Möpse seien der Inbegriff der Qualzucht. Neben einer ganzen Reihe von Erbkrankheiten würde ihnen vor allem die Atmung Probleme bereiten. Das Leben als Mops sei möglich, verkünden die Tierschützer in Anlehnung an Loriot, aber freudlos. Tatsächlich haben sie ihn auf ihrer Seite.
"Der Mensch hat keine Veranlassung besonders stolz zu sein auf die Rolle, die er im Lauf der letzten 10.000 Jahre auf unseren Planeten gespielt hat. Am schlimmsten aber zeigt sich sein mangelndes Verantwortungsgefühl in der Schamlosigkeit, in der er äußere Merkmale ganzer Tiergattungen umzüchtete und sie damit ihrer natürlichen Lebensfunktionen beraubte",
verkündet Loriot im Sketch "Der wilde Waldmops". "Der Mops", zitiert ihn auch künftig eine Gedenktafel in Brandenburg – "Der Mops hat in den letzten 500 Jahren durch blinden Züchterehrgeiz nicht nur seine Nase völlig eingebüßt." Um älteren Damen zu gefallen, sei der einst prächtige Vierzehnender zum ringelschwänzigen Schoßtier degradiert worden. Von diesem Blick Loriots auf die Menschen und ihre Unzulänglichkeiten gibt sich die Künstlerin ebenso angetan, wie von seinen wilden Möpsen.
Die Letzten dieser gefährdeten Art werden dann in diesen Waldmopszentrum leben können. Und je mehr es werden, umso glücklicher bin ich – und die Waldmöpse natürlich auch. Loriot dürfte seine stille Freude daran haben, wird doch diesem nordischen Wolpertinger damit endlich seine Freiheit wieder geschenkt.
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