Lizenz zur Lüge

Von Astrid Mayerle · 31.07.2011
Fernando Pessoa hat als Alvaro de Campos sogar Liebesbriefe verfasst. Der portugiesische Autor identifizierte sich mit seinen Pseudonymen und den dahinter stehenden Persönlichkeiten, die er ihnen zuordnete. "Ich vervielfache mich, um mich zu fühlen", schrieb er in einem seiner Gedichte.
Heute veröffentlichen Schriftsteller aus den unterschiedlichsten Motiven unter Pseudonym: manche erproben ein neues Genre – wie Bookerpreistäger John Banville, der seine Krimis unter dem Namen Benjamin Black herausbringt. Einer, der auszog, sich und seine Leser einer Prüfung zu unterziehen, ist der holländische Autor Arnon Grünberg – oder Marek van der Jagt. Nach seinem großen Debüterfolg interessierte ihn, wie Kritiker und Leser reagieren, wenn er seinen Namen gegen Unbekannt eintauscht.

Während es in der Bildenden Kunst als unseriös oder gar skandalös gilt, Werke unter fremdem Namen der Öffentlichkeit vorzustellen, hat die Literatur zum Pseudonym ein freizügiges, ein spielerisches Verhältnis. Denn der Name eines Autors ist – wie die Literatur selbst – ein sprachliches Ereignis.

Daraus folgt: Dichter haben die Lizenz zur Lüge. Und das Pseudonym gibt ihr im wahrsten Sinne einen Namen. Die Sendung von Astrid Mayerle zeigt, warum und wie Pseudonyme entstehen, was sie bewirken und wie sie schließlich geknackt werden.

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