Live vom Kissinger Sommer

Ganz und gar romantisch

Arabella Steinbacher, Berlin, 2013, copyright Shotview
Im Schneidersitz geübt, auf der Bühne stehend gespielt: Mendelssohns Violinkonzert © Kissinger Sommer/Peter Rigaud
Moderation: Stefan Lang · 15.07.2018
Frühromantik, Spätromantik und die Romantik zwischendrin: Musik vom jungen Schubert über den gereiften Mendelssohn bis hin zum alten Richard Strauss wird zu hören sein. Die drei vereint die Liebe zur großen dramatisch-melodiösen Linie in ihren Werken.
Er sollte Lehrer werden und hat sich mit Händen und Füßen gewehrt, der junge Franz Schubert, den es immer zur Musik gezogen hat. In seinem Konvikt, in dem er zur Schule ging, komponierte er unentwegt für seine Mitschüler, die in einem Orchester gemeinsam spielten. Etwas später spielte er in Wien bei einem Liebhaberorchester mit und lernte so die Werke "spielender Weise" am Bratschenpult kennen und setzte dieses Kennenlernen in eigene musikalische Versuche um. In seiner dritten Sinfonie zum Beispiel, die er als 18-Jähriger zu Papier brachte, ist viel den Vorbildern zu hören. Und doch zeichnet er bereits ganz eigene Wege - frühromantische zwischen all den Klassik-Vorbildern.
Der österreichische Musiker und Komponist Franz Schubert (1797 – 1828) in einer undatierten zeitgenössischen Darstellung
Franz Schubert, der mit Brille einschlief, um am frühen Morgen noch ohne Kaffee loskomponierte. © picture-alliance / dpa
Felix Mendelssohn Bartholdy hat lange an seinem Violinkonzert gefeilt. Der erste Geiger des Gewandhausorchesters, dem das Werk gewidmet ist, musste sich gedulden und bekam ein Konzert, das zu den großen romantischen und von Geigern, wie Publikum heiß geliebten Konzerten gehört. Kein Virtuosenreißer - es zielt auf eine romantisch fließende Stimmung ab. Kurz vor unserer Übertragung sagte Araballa Steinbacher zu diesem Werk: "Es ist auf jeden Fall sehr innig. Bei Mendelssohn ist einfach diese unglaubliche Eleganz drin, dieses sehr Noble – ich stelle mir einfach vor, wie er ausgesehen hat, man sieht ja schon an seinen Gesichtszügen, was er für ein feiner Mensch war, und das spiegelt sich in seiner Musik wider!"
Die Büste Felix Mendelssohn Bartholdys im Leipziger Museum des Mendelssohn-Hauses.
Die Büste Felix Mendelssohn Bartholdys im Leipziger Museum des Mendelssohn-Hauses.© Archiv Mendelssohn-Haus Leipzig
Während Schubert und Mendelssohn auch mit recht kleinen Orchesterformationen musizierten, hatte Richard Strauss für seine Werke mitunter überbordend große Musikerbesetzungen verlangt. Die Konzerträume waren immer gewaltiger geworden, der Drang nach Größe dominierte in der Zeit des jungen Richard Strauss. In seinem Alterswerk - einer Art Lebensrückblick - dezimiert er das Orchester zwar äußerlich auf 23 Musiker, gibt dafür jedem einzelnen Streicher aber eine eigene Stimme. Der Schluss wirkt wie das Festhalten an alten musikalischen Vorbildern Beethoven und Schubert, die längst ganz neuen Klängen eines Schönbergs gewichen waren - ein spätes Festhalten an einem romantischen Musikverständnis.
Der Komponist Richard Strauss (1864-1949) im Arbeitszimmer seiner Villa in Garmisch
Der Komponist Richard Strauss schaut auf ein bewegtes Leben zurück, auch in seiner Musik für 23 Solostreicher.© picture-alliance / dpa / Tourismusverband München Oberbayern
Die Bamberger Symphoniker sind regelmäßig Gast beim Kissinger Sommer. Vor kurzem reiste das Orchester nach Japan. Unsere Autorin Ulrike Klobes hat die Musiker begleitet:
Mit Araballa Steinbacher und Marek Janowski treffen sich zwei gute "alte" Freunde, die schon oft gemeinsam in Konzerten zu hören waren.
Konzert vom 13. Juli 2018 vom Kissinger Sommer im Max-Littmann-Saal
Franz Schubert
Sinfonie Nr. 3 D-Dur
Felix Mendelssohn Bartholdy
Violinkonzert e-Moll op. 64
Richard Strauss
"Metamorphosen" für 23 Solostreich er
In der Konzertpause kam auch der Intendant des Kissinger Sommers, Tilmann Schlömp, zu Wort: