Live aus Lichte in Thüringen

08.04.2009
In der inzwischen fünften Generation betreibt Familie Luthardt ihre Fleischerei in Thüringen - ein Betrieb mit großem Namen, denn er ist mehrfacher Preisträger des Wettbewerbs um die besten Original Thüringer Wurstwaren.
Die Thüringer Rostbratwurst ist als deutsche Spezialität durch eine EU-Verordnung geschützt und hat eine lange Tradition: Die erste urkundliche Erwähnung datiert aus dem Jahre 1404, das älteste Rezept stammt aus dem Jahr 1613 und wird wie ein Schatz im Weimarer Staatsarchiv behütet. Bei der Herstellung kommt es auf die richtige Mischung von gehacktem Schweinefleisch, gegebenenfalls Kalb- oder Rindfleisch und auf die richtigen Gewürze an. Majoran, Kümmel und Knoblauch gehören neben Salz und Pfeffer in eine ordentliche Rostbratwurst. Wie viel davon, das hängt wiederum von den regionalen Vorlieben der Thüringer ab.

Die kennt die Familie Luthardt und weiß, dass im Osten Thüringens der Kümmel beliebt ist und im Westen der Knoblauch. Die Rostbratwürste sind auch daran schuld, dass Carola und Karl Luthardt mit ihren beiden Kindern Ronny (23) und Lysann (22) bereits um 4.30 Uhr in der Produktionshalle stehen. Die beliebte Thüringer Spezialität muss zuerst fertig werden, danach kommen Knacker, Blutwurst oder Salami an die Reihe. Insgesamt 100 Wurst- und Fleischerzeugnisse stellt die Familie her und beliefert damit Gaststätten, Großküchen und Supermärkte der Region. Geschlachtet wird nicht selber, das Fleisch wird angeliefert.

Familie Luthardt ist für drei Filialen und einen Imbiss mit insgesamt 17 Angestellten verantwortlich - ein Geschäft, das krisensicher wirkt. Zu DDR-Zeiten standen die Kunden Schlange und nach der Wende gab es nur einen kurzen Einbruch. Dann kamen auch schon die Westdeutschen in Massen und waren so neugierig auf die Original Thüringer Bratwurst wie die Ostdeutschen auf Südfrüchte.

Die Sorge des Nachwuchses Ronny (23) und Lysann Luthardt (22) ist die Abwanderung der jungen Leute aus der Region. Kaum noch Gesichter aus der Schulzeit treffen die beiden, nichts hält Jugendliche mehr in den ländlichen Gebieten Thüringens und kaum einer, der weggeht, kommt wieder.

Und so könnte die Fleischerei, die alle politischen Turbulenzen mehr oder weniger schadlos überlebt hat, aufgrund der Entwicklung in der Region in ein schwieriges Fahrwasser geraten. In den nächsten Jahren wird sich entscheiden, ob die Fleischerei Luthardt sich weiterhin auf die Region konzentrieren oder ob sie sich als Lieferbetrieb etablieren wird. Die Weichen sind gestellt: noch in diesem Jahr bekommt der Betrieb die EU-Zulassung. Die beiden Jungmeister Ronny und Lysann sind in jeder Hinsicht gewappnet – die beiden haben nicht nur ihren Meisterbrief, sondern auch ein Abiturzeugnis in der Tasche.
Tagebucheintrag Lichte

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Fleischerei Luthardt
EU-Verordnung