Live aus der Klinik für Gerontopsychiatrie im AWO Psychiatriezentrum Königslutter

20.05.2009
Krankenschwester ist ein Beruf, der gesellschaftlich hoch anerkannt ist, jedoch keineswegs ebenso entlohnt wird. Egal, ob es um Löhne im öffentlichen Dienst geht oder um die Frage, wer die Leistungsträger unserer Gesellschaft sind - die Krankenschwester wird immer wieder gern zitiert.
Wahr ist, dass nur wenige Menschen bereit sind, einen Beruf zu ergreifen, der so viel Aufopferung verlangt. Kein Wunder, dass es überwiegend Frauen sind, und das dürfte auch der Grund dafür sein, weshalb die Bezahlung nach wie vor in keinem Verhältnis zur Leistung steht.

Eine besondere Herausforderung ist die Arbeit in der Psychiatrie, die sehr viel Stressresistenz und innere Stabilität erfordert. Um hier bestehen zu können, ist eine Fachausbildung notwendig, die die spezifischen Belange von Psychiatriepatienten berücksichtigt. Die Grundvoraussetzung für die Arbeit in der Psychiatrie sind ein hohes Maß an Empathie, Respekt und Toleranz.

Das AWO-Psychiatriezentrum in Königslutter ist das Fachkrankenhaus für die Städte Braunschweig, Wolfsburg, Gifhorn, Peine, Wolffenbüttel und Helmstedt – zuständig für rund 800.000 Menschen. Insgesamt sechs Kliniken bieten Therapie und Behandlung an, darunter die Allgemeinpsychiatrie, die Kinder- und Jugendpsychiatrie, die Klinik für Abhängigkeitserkrankungen und die Gerontopsychiatrie. Mit 850 Mitarbeitern ist das Psychiatriezentrum der größte Arbeitgeber der Region, rund 500 Menschen arbeiten in der Pflege. Jedes Jahr bietet das Psychiatriezentrum 90 Ausbildungsplätze an, viele - aber längst nicht alle - in der Krankenpflege. Auch Handwerker oder Verwaltungsangestellte werden gebraucht.

In der Psychiatrie spiegelt sich auch unsere Gesellschaft wieder. Die Allgemeinpsychiatrie weist eine steigende Zahl von Patienten auf – typisch für Krisenzeiten. Depressionen kommen häufiger vor, die Veränderung von Lebenssituationen bringt manche Menschen völlig aus dem Gleichgewicht.

Der Bedarf an gerontopsychiatrischer Behandlung wird weiter wachsen, das ist das Ergebnis der demografischen Entwicklung und der Tatsache, dass wir alle immer älter werden.

Demenzerkrankungen nehmen zu, Verwirrtheit im Alter, Angstzustände, Depressionen. In der Frühphase kann der Demenzprozess bei Alzheimerpatienten mit Medikamenten verlangsamt werden, hilfreich dabei sind auch Tätigkeiten, die die Hirnleistungen aktivieren und damit vorhandene Ressourcen zunächst erhalten oder fördern.

So haben die Patienten in der Klinik für Gerontopsychiatrie die Möglichkeit, im Rahmen der Ergotherapie am Gedächtnistraining teil zu nehmen oder in der Krankengymnastik gezielt körperliche Fertigkeiten und die Reaktionsfähigkeit zu trainieren. Gut geeignet dafür sind zum Beispiel Ballspiele.

Viele Patienten gehen tagsüber einer leichten Tätigkeit nach, die an früher erworbene Fähigkeiten anknüpft. Dazu gehört das Zubereiten von Speisen oder das Einkaufen unter Aufsicht.

Aber nicht nur ältere Menschen finden hier Hilfe, auch junge Patienten sind auf der Station, wenn ihr Erinnerungsvermögen wegen Alkoholmissbrauch oder wegen einer Kopfverletzung stark eingeschränkt ist.

Für die Krankenschwestern und Mitarbeiter in der Gerontopsychiatrie gehört die Konfrontation mit dem Alter und den verschiedenen Krankheitsbildern zum Alltag. Inwiefern das ihre eigene Einstellung zum Älterwerden beeinflusst, werden wir bei unserem Besuch erfahren. Wir werden außerdem den Arbeitsalltag morgens um 8.20 Uhr erleben und hören, was die Mitarbeiter täglich zu ihrer Arbeit motiviert.

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AWO Psychiatriezentrum Königslutter