Live aus der Firma WAGO in Sondershausen

06.05.2009
Das Objekt der Begierde ist häufig nicht einmal daumennagelgroß, kostet nur ca. 20 Cent und trotzdem hat es seit Ende der 70er-, Anfang der 80er-Jahre die Elektrotechnik revolutioniert. Entscheidenden Anteil an der Erfolgsgeschichte der sogenannten Klemmen hat die mittlerweile weltweit operierende WAGO-Gruppe mit ihrem Stammhaus im ostwestfälischen Minden.
Die Firma WAGO wurde 1951 in Minden gegründet und ist ein in dritter Generation unabhängig am Markt operierendes Familienunternehmen. Der Grundgedanke der Unternehmensgründer war es, eine sicherere Alternative zum üblichen Schraubanschluss in der Verbindungstechnik zu finden.

Die Idee: elektrische Leiter anstelle von Schrauben durch Federkraft zu klemmen. Die Klemme fixiert den elektrischen Leiter und verbindet diesen mit einem weiteren, so dass der Strom von einem Leiter zum nächsten weitergeleitet wird, eine Technik, die zum Beispiel im modernen ICE ihre Anwendung findet. Die Konstruktion der schraubenlosen Federklemme als Komponente der Elektroverbindung, die die klassische Schraubklemme ersetzt, ist die Grundlage für den andauernden Unternehmenserfolg. Maximal 232 Ampere Dauer-Strom können in der größten Federklemme fließen.

Heute ist WAGO Weltmarktführer für schraubenlose Anschlusstechnik und Pionier in Sachen Federklemmsysteme für die Elektrotechnik und Elektronik. Die Firma expandierte zu Beginn der 90er-Jahre, da es an Fläche in der Umgebung fehlte: Im Oktober 1990 mietete sich WAGO im ehemaligen Sozialgebäude der Kali-Südharz AG ein und nahm mit sechs Mitarbeitern die Produktion in Sondershausen im Kyffhäuserkreis am Harz auf. Seit 1993 liegen die Produktionshallen der Firma am Nordostrand von Sondershausen verteilt auf mehr als 37.000 Quadratmeter.

Der Ort war gut gewählt: der Kyffhäuserkreis war im Bereich der Elektroindustrie schon seit 1870 führend, auch in der Kriegsproduktion, in der DDR gab es hier ein Kombinat mit mehr als 1000 Beschäftigten. Ein breiter Teil der Bevölkerung war in der Elektroindustrie beschäftigt und dementsprechend gut qualifiziert. Am WAGO-Standort Sondershausen arbeiten derzeit 860 fest angestellte Mitarbeiter im Bereich Produktion und Logistik (in Minden 1585), davon 78 Azubis, im Schichtbetrieb rund um die Uhr. Darunter sind Helfer, Facharbeiter sowie Hochschulabsolventen (Elektrotechnik, Maschinenbau, Mechatronik).

Die Produkte, die das Distributions- und Logistikzentrum verlassen, erreichen die Kunden in Deutschland innerhalb von 24 Stunden, europaweit sind es 48 Stunden. Zum Kundenkreis zählen der Großhandel (Gebäudeinstallation), die Elektroindustrie, der Maschinenbau, Schienenfahrzeuge sowie der Schiffsbau.

Sondershausen ist nicht nur Produktions-, sondern auch Entwicklungsstandort: in einer eigenen Abteilung "Entwicklung” wird ständig an technischen Neuerungen gearbeitet und innovative Produkte mit neuem Kundennutzen werden entwickelt.

WAGO ist heute der größte Arbeitgeber im Kyffhäuserkreis und der viertgrößte unter den gewerblichen Arbeitgebern in ganz Thüringen. 2008 wurde das Unternehmen unter die 100 besten Arbeitgeber Deutschlands gewählt, auf der Grundlage einer Umfrage unter Unternehmensmitarbeitern und Kunden. Die Mitarbeiter-Fluktuation bei WAGO ist gering: Sie liegt bei Angestellten unter einem Prozent und bei den gewerblichen Mitarbeitern unter 2,5 Prozent; oft arbeiten ganze Familiengenerationen im selben Unternehmen.

WAGO hat außer in Deutschland Produktionsstätten in der Schweiz, in Polen, in China, in Indien, in den USA und in Japan.

Die weltweite Wirtschaftskrise ist auch an WAGO nicht spurlos vorübergegangen. Das Unternehmen hat einen Umsatzrückgang von knapp 20 Prozent zu beklagen (2008 lag er noch bei ca. 453 Millionen Euro), sowie Auftragsrückgänge ebenfalls im zweistelligen%bereich. Der Hauptgrund ist der Einbruch im Maschinenbau um 50 Prozent sowie Exportprobleme. Auch der Elektrogroßhandel kauft verhaltener. Deshalb wurde die Zahl der Leiharbeitnehmer in Sondershausen von 380 auf 120 reduziert und seit Anfang März bis zunächst Ende Mai arbeiten 540 der Mitarbeiter in Sondershausen kurz. Ziel der Kurzarbeit ist es, betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden und die Mitarbeiterzahl konstant zu halten.

Tagebucheintrag Sondershausen