Literaturagentin Ruge zu Despentes & Co.

"Wir sind heute von starken, schreibenden Frauen umgeben"

Porträit von Virginie Despentes Copyright: Jean-FrancoisxPAGA/Leemage
Die französische Schriftstellerin Virginie Despentes. © imago stock&people
Elisabeth Ruge im Gespräch mit Anke Schaefer  · 03.01.2019
Gleich drei Kinofilme widmen sich derzeit schreibenden Frauen in der Vergangenheit. Die Berliner Literaturagentin Elisabeth Ruge findet, heute stünden Autorinnen schon viel stärker im Licht als frühere Generationen von Schriftstellerinnen.
Mit "Mary Shelley", "Colette" und "Die Frau des Nobelpreisträgers" starten gleich drei Filme in den Kinos, die vom Leben von Schriftstellerinnen und ihrem Leben in der Vergangenheit erzählen. "Wir sind heute umgeben von sehr starken, schreibenden Frauen", sagt die Literaturagentin Elisabeth Ruge im Deutschlandfunk Kultur über Schriftstellerinnen der Gegenwart.
Wenn man in die Buchhandlungen gehe oder bei den Preisverleihungen könne man zwar nicht sagen, dass es eine echte Gleichberechtigung von Autoren und Autorinnen gebe, aber Frauen seien mit ihrem Schreiben stärker ins Licht gerückt und stünden inzwischen im Zentrum.
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Die Literaturagentin Elisabeth Ruge© Foto: Stefan Nimmesgern
Ruge erinnert an die Verleihung des Literaturpreises der Zeitung "Die Welt" an die französische Schriftstellerin Virginie Despentes im Dezember, bei der die junge Schriftstellerin Helene Hegemann eine "phantastische Laudatio" gehalten habe. Die österreichische Autorin Eva Menasse habe im September eine sehr starke, streitbare Eröffnungsrede für das Internationale Literaturfestival in Berlin gehalten.

Wichtige Reden

Bei der Leipziger Buchmesse im kommenden Frühjahr werde die russisch-amerikanische Autorin Masha Gessen geehrt, die sicher etwas über den Demokratieverfall sagen werde, führt Ruge weiter an und erinnert an weitere starke Auftritte in der jüngeren Vergangenheit: "Im letztes Jahr haben wir dort Åsne Seierstad aus Norwegen erlebt, die eine unglaublich starke, kraftvolle Rede gehalten hat." Darin sei vieles zusammengekommen, nicht nur das literarische Schreiben, sondern auch das Politische, auch das Existentielle, das ganz Subjektive.
"Vielleicht ist das etwas, das Frauen manchmal einfach stärker zusammenzuführen wissen und dadurch vielleicht auch mehr Menschen erreichen", sagte Ruge. Seierstad und die Wirkung ihrer Rede seien sehr beeindruckend gewesen. (gem)

Elisabeth Ruge, geboren 1960, ist Literaturagentin in Berlin. Die ersten zehn Jahre ihres Lebens verbrachte sie in den USA, bevor sie 1970 mit ihrer Familie zurück nach Deutschland zog. Nach einer Lehre als Verlagsbuchhändlerin studierte sie Anglistik, Amerikanistik und Slawistik in Frankfurt am Main und am Radcliff College der Harvard University. Nach Jahren als Lektorin und Verlegerin kehrte sie 2014 der Berliner Dependance des Hanser-Verlages den Rücken und gründete ihre eigene Literaturagentur. Ruge vertritt zahlreiche renommierte Schriftsteller und hat unter anderem den Literatur-Nobelpreis für Swetlana Alexijewitsch mitgewonnen, die sie ins Deutsche übersetzen ließ.

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