Viele Menschen fürchten sich vor der Volkskrankheit Demenz. Die Literatur zeichnet jedoch ein überraschend vielschichtiges Bild des Leidens und legt den Gesunden nahe, ihr Verhalten zu überdenken.
Wie sind die Rassismen im Werk Immanuel Kants einzuordnen? Der Philosoph der Aufklärung gilt als Vordenker universeller Menschenrechte. Doch über Schriften, in denen er von der Überlegenheit weißer Europäer spricht, ist der Streit wieder aufgeflammt.
Die Bauern sterben aus. Glaubt man französischen Romanen, sind die Landwirte zwischen Elsass und Atlantik zum Untergang verurteilt. Sie reagieren mit archaischer Gewalt und schrecken auch vor Mord nicht zurück.
Übersetzen ist eine einsame Tätigkeit? Beim VERSschmuggel eigentlich nicht: Da treffen deutsche Lyrikerinnen auf Kollegen, assistiert von einem „Sprachmittler“. Dieses Jahr allerdings digital. Das Virus verhindert die Geselligkeit.
Ein oder zwei Gedichte repräsentieren ein ganzes Jahrzehnt: Es gibt sicher kleinmütigere Versuche, der Lyrik Aufmerksamkeit zu verschaffen. Karl Mickel, Adolf Endler und Stephan Hermlin versuchten es 1993 im DDR-Ambiente der Villa von Otto Grotewohl.
Lyrik beglückt oder verstört, seit Menschen ihre Gedanken und Gefühle in Worte fassen. Drei Kritiker diskutieren mit einer Moderatorin über neue Lyrikbände - und merken bei der Planung: In der Coronakrise verschieben Verlage gern Gedichtbände.
Vor 100 Jahren war sie berühmt, Millionen kannten ihre Verse auswendig – vor 70 Jahren, als sie einsam starb, war sie vollkommen vergessen. Hochhäuser seien die eine Attraktion der USA, meinte Thomas Hardy, die andere heiße Edna St. Vincent Millay.
Annette Droste-Hülshoff und Walt Whitman ließen sich gern ablichten. In ihrem Werk spielte das neue Medium aber keine Rolle. Erst später kamen sich die Künste näher. Heute nutzen manche Lyriker die Fotografie für eine Annäherung auf dem Weg zum Wort.
Schräge Vögel bevölkern die Bücher des Ukrainers Juri Andruchowytsch. Sein neuer Roman widmet sich kriminellen Machenschaften aus vier Jahrhunderten. Seine Helden: galizische Kanaillen, Verräter und Verbrecher. Ihr größtes Unglück: Ukrainer zu sein.
Zwei starke Frauen: Die erste Pilotin Deutschlands steckt hinter der Hauptfigur im Roman "Nelly B's Herz" von Aris Fioretos. Christina von Braun geht im Buch „Stille Post“ dem Leben ihrer Großmutter nach, die in der Weimarer Republik Karriere machte.
Elke Erb erhält in diesem Jahr den renommiertesten deutschen Literaturpreis: den Georg-Büchner-Preis. Die verschmitzte Lyrikerin ist eine der eigenwilligsten Stimmen der Szene. Im Jahr 2018 hielt Erb auf dem Poesiefestival die "Berliner Rede zur Poesie".
Am Wasser beginnt das Erzählen. Es lohnt sich, die Flüsse, Seen und Meere der Literatur zu befahren und mit den Dichtern ins Wasser zu steigen. Ein nasser Ausflug mit Ernst Jünger, Durs Grünbein, Terézia Mora und Uwe Johnson.
Der Skandal gehört zur Kunst im 20. Jahrhundert wie die Sahne zur Torte. Der Bestseller „Lolita“ ist solch ein Tabubruch: Ein 37-Jähriger liebt eine Zwölfjährige. Das regte auf und wurde bewundert. Und heute - Machwerk oder Meisterwerk?
"Wo kommst Du her?" Viele Menschen mit sogenanntem Migrationshintergrund empfinden diese Frage als ausgrenzend, da sie mangelnde Zugehörigkeit markiert. Mit solchen Erfahrungen befasst sich die Migrationsforscherin Naika Foroutan.
Ein einzelner Pinselstrich schreibt keine zwei Zeichen, sagt ein chinesisches Sprichwort. Ein guter Fehler macht genau das, sagt Anne Carson. Die gefeierte kanadische Lyrikerin erzählt von Joseph Conrad, der Metapher und gekreuzten Beinen.
150 Jahre liegen zwischen Friedrich Hölderlin und Paul Celan. Doch sie eint verblüffend viel: Beiden war die Dichtung existenziell wichtig, beide waren sprachlich unvorstellbar radikal - und beide widersetzten sich ihrer Zeit.
Moskau - Wladiwostok und wieder zurück. Einmal quer durch Russland mit der Transsibirischen Eisenbahn, davon träumt der Vater seit langem. Tochter und Sohn begleiten ihn. Und Vorstellungen, Erwartungen, Bilder. Taiga, Tundra, Archipel Gulag, Doktor Schiwago.
Seuchen überfordern den Verstand. Je tödlicher die Epidemie verläuft, desto verzweifelter der Versuch, ihr die Stirn zu bieten. Dann wird die plötzliche Erkrankung vieler zur Prüfung, zum Strafgericht oder Selbstverrat - oder zur Erfindung, die zu leugnen ist.
Schreibkrisen sind der schlechte beste Freund von Schriftstellern. Den meisten sind sie innig vertraut und zutiefst verhasst. Dagegen hilft nichts, es wird aber alles versucht - bis hin zur Magie.
Gehen und Schreiben, das gehört zusammen - so lässt sich bei zahlreichen Schriftstellern nachlesen: Das Zufußgehen ist für sie Sinnesschärfung, Denkanstoß, Welterkundung - Mittel zur Selbstwerdung und Selbstauflösung. Ein literarischer Spaziergang.
1888 begegnen sich Mark Twain und Robert Louis Stevenson. Sie erzählen sich Abenteuer, die Huckleberry Finn und Tom Sawyer auf einer Weltreise erleben würden. Sieben Jahre später bricht Twain zu einer großen Reise auf. Nach einem Bankrott braucht er Geld, viel Geld.
Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen. Wer keine Reise tut, lässt Hut und Stock, wo sie sind – und greift zur Lektüre. Reisebeschreibungen gibt es seit jeher. Und wer sich was erzählen lässt, erlebt auch was.
Die Kritik an Achille Mbembe hält an. Argumentiert er antisemitisch? Relativiert der Philosoph den Holocaust? Die Kulturwissenschaftlerin Aleida Assmann und die Philosophin Susan Neiman diskutieren die Vorwürfe.
Das Gehen ist ein wichtiges Motiv im Werk von Paul Celan, der 1970 in Paris starb. 1967 ging er in Berlin, 1969 in Jerusalem herum - beide Städte haben Spuren in Gedichten hinterlassen. Wie klingen die Verse heute, wie haben sich die Orte verändert?
Was nach dem Tod kommt, hat Menschen seit jeher beschäftigt. Dass überhaupt etwas folgt, ist nämlich sehr erleichternd. Das Leben mag der Tod beenden, aber er ist nicht das Ende überhaupt. Im Jenseits geht es weiter, wenn auch anders.