Linken-Politiker Jan van Aken zum Fall Sergej Skripal

"Das ist eine Geheimdienstaktion! Die Frage ist: Von wem?"

Die Polizisten in leuchtgelben Warnwesten sind unscharf im Vordergrund zu sehen. Im Hintergrund ein gelb-weißes Zelt, das über den Tatort gespannt wurde und das von blau-weißem Absperrband umgeben ist.
Polizisten am Tatort des Nervengas-Angriffs auf den Ex-Spion Sergej Skripal und seine Tochter. © dpa / picture alliance / Matt Dunham
Jan van Aken im Gespräch mit Hans-Joachim Wiese · 13.03.2018
Die Hürden, einen chemischen Kampfstoff wie Novichok herzustellen, sind sehr hoch, meint Jan van Aken. Daher vermutet er hinter dem Mordversuch an dem Ex-Spion Sergej Skripal einen Geheimdienst. Doch der Linken-Politiker kommt zu anderen Schlüssen als Theresa May.
Um Mitternacht läuft das Ultimatum von Theresa May aus. Bis dahin soll sich Moskau zu dem Fall Sergej Skripal erklären. Der ehemalige russische Doppelagent und seine Tochter wurden in Salisbury auf einer Parkbank vergiftet aufgefunden. Für diesen Mordversuch sei ein extrem seltenes Nervengift eingesetzt worden, sagte die britische Premierministerin.
"Wenn es Novichok war, und daran habe ich keinen Grund zu zweifeln, dann ist das mit Sicherheit eine Geheimdienstaktion gewesen", meint Jan van Aken im Deutschlandfunk Kultur. Der Linken-Politiker war Biowaffen-Inspekteur für die Uno und beteiligte sich an der Überwachung der Vernichtung der syrischen Chemiewaffen. Die Hürden, einen solchen chemischen Kampfstoff herzustellen, seien sehr hoch.
"Das ist eine Geheimdienstaktion! Die Frage ist: Von wem?"
Der Linken-Politiker Jan van Aken
Der Linken-Politiker Jan van Aken© dpa picture alliance / Bodo Marks
Novichok wurde vor 50 Jahren in der Sowjetunion entwickelt. Dass Theresa May daher nun Russland bezichtige, hinter dem Angriff zu stehen, hält van Aken allerdings für unverantwortlich.
"Ich glaube, es gibt doch viele Länder, die mit Sicherheit über die Fähigkeit verfügen, das herzustellen oder sogar auch noch über Reste von damals verfügen."
Man müsse zunächst einmal die Beweislage klären, eine unabhängige internationale Untersuchung sei hier unbedingt notwendig. "Ohne, dass man wirklich einen chemischen Fingerabdruck hat, kann man eigentlich auf niemanden zeigen", sagt der Linken-Politiker.

Nervengas verschafft größtmögliche Weltöffentlichkeit

Warum aber greift ein Geheimdienst zu solch einem Mittel? Zumindest die Spionageabwehr der größeren Länder wie Russland, USA oder England hätte da doch ganz andere Möglichkeiten und könnte eine solche Tat auch wie einen Unfall aussehen lassen. Jan van Aken ist sich sicher:
"Wenn zu so einem Mittel gegriffen wird, das macht das man nur, wenn man eine größtmögliche Weltöffentlichkeit haben will."
Die Frage sei nur: warum. Die Frage, wem nützt das, die könne man wahrscheinlich vier-, fünf-, sechsfach beantworten.
"Ich halte es aber eigentlich nicht für sehr wahrscheinlich, dass es aus Russland kommt. Denn die Wahl wird er sowieso gewinnen, ich finde das ein bisschen an den Haaren herbei gezogen."
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