Lieblingsgedichte

Vom Kleinen ins Große

Die Zeichnung zeigt ein Porträt des deutschen Schriftstellers Gottfried Benn (1886-1956).
Arzt, Dichter und Essayist: Gottfried Benn © picture-alliance / dpa / Bifab
Von Theresia Enzensberger · 14.08.2017
Gottfried Benns Gedicht, das sich aus einer Alltagssituation in etwas Großes, Abstraktes, Tragisches dreht, ist Theresia Enzensbergers Lieblingsgedicht.
Die teils lustige, teils tragische Alltagsanalyse von Gottfried Benn hat Theresia Enzensberger mitgebracht.

Was schlimm ist

Wenn man kein Englisch kann,
von einem guten Kriminalroman zu hören, der nicht ins
Deutsche übersetzt ist.
Bei Hitze ein Bier sehn,
das man nicht bezahlen kann.
Einen neuen Gedanken haben,
den man nicht in einen Hölderlinvers einwickeln kann,
wie es die Professoren tun.
Nachts auf Reisen Wellen schlagen hören
und sich sagen, daß sie das immer tun.
Sehr schlimm: eingeladen sein,
wenn zu Hause die Räume stiller,
der Café besser
und keine Unterhaltung nötig ist.
Am schlimmsten:
nicht im Sommer sterben,
wenn alles hell ist
und die Erde für Spaten leicht.
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