Liebe, Eifersucht und Tod

27.10.2012
Eine Oper mit schrecklichem Ende. Drei Menschen sterben durch Mord aus Eifersucht, Missverständnis und vor Gram. Der Auslöser für die Katastrophe ist eine schöne Frau, der alle Männer erlegen sind. So zieht sie allen Hass auf sich, aber wohl auch den Neid der betrogenen Ehefrauen, die auch gern umworben sein würden. Und Männer, deren Begehren sie ablehnt, rächen sich aus verletztem Stolz und bezichtigen sie der Zauberei.
Sie sei eine russische Verwandte von Carmen, hat einmal ein Kritiker über Nastasja gesagt. Man nennt sie Kuma, was Zauberin, aber auch die Bezaubernde bedeuten kann. Magische Kräfte sagt man ihr nur nach, weil sich niemand ihre Anziehungskraft erklären kann und will. Denn es sind nicht nur Männer, die von ihrer Natürlichkeit und Unbefangenheit begeistert sind. Kuma betreibt ein Gasthaus, das nicht nur ein Ort zum Saufen und Raufen ist. Hier wird geflirtet, geliebt und mit kühnen Reden gegen die bestehende Ordnung rebelliert. Kein Wunder, dass Fürst Nikita das potentielle Widerstandnest mit Argwohn beobachtet, bis er selbst Gefallen an Nastasja findet. Der Fürstensohn Juri soll im Auftrag seiner eifersüchtigen Mutter die schöne Frau töten. Aber auch er ist machtlos gegen ihren bezaubernden Scharm.

Dieser Juri ist eine spannende Figur in diesem Stück. Er gilt als Hoffnungsträger aller, die politischen Wandel ersehnen. Ihm gegenüber stehen seine Eltern und ihr intriganter Berater Mamyrow, die um jeden Preis am alten System festhalten. Offen bleibt, wie ein Wandel hätte aussehen können und ob Juri ein besserer Regent gewesen wäre. Denn seine Mutter vergiftet schließlich selbst ihre Rivalin. Der Fürst hält Juri für den Mörder, tötet den eigenen Sohn und fällt, von schrecklichen Visionen heimgesucht, leblos zu Boden.

"Die Zauberin" entstand 1887 zwischen den beiden bekannten Opern nach Puschkin "Eugen Onegin" und "Pique Dame". Sein Bruder Modest hatte Peter Tschaikowsky auf die Tragödie von Ippolit Wassiljewitsch Schpaschinski, nach einer russischen Legende aus dem 15. Jahrhundert, aufmerksam gemacht. Aber zu unbekannt war der Librettist, als dass er wie Puschkin ein Garant für einen durchschlagenden Erfolg hätte sein können. Obwohl "Die Zauberin" nur ganz selten zur Aufführung kam, hielt der Komponist sie jedoch für sein Meisterstück.


Euroradio-Opernsaison 2012-2013
Bolschoi Theater Moskau
Aufzeichnung vom 27.06.2012

Peter Tschaikowsky
"Die Zauberin"
Oper in vier Akten
Libretto: Ippolit Wassiljewitsch Schpaschinski

Fürst Nikita – Wladislaw Sulimsky, Bariton
Fürstin Jewpraxija – Elena Manistina, Mezzosopran
Prinz Jurij – Eduard Martynyuk, Tenor
Mamyrow – Wjatscheslaw Pochapskij, Bass
Nenila – Tatjana Erastowa, Mezzosopran
Iwan Schuran – Alexej Paschijew, Bassbariton
Nastasja, genannt Kuma – Anna Netschajewa, Sopran
Foka – Michail Djakow, Bariton
Polja – Anastasja Kikot, Sopran
Balakin – Wadim Tichonow, Tenor
Potap – Wladimir Krasow, Bassbariton
Lukasch – Boris Rudak, Tenor
Kitschiga – Walerij Gilmanow, Bass
Paisij – Michail Serischew, Tenor
Kudma – Andrej Archipow, Bariton
Chor und Orchester des Bolschoi Theaters Moskau
Leitung: Alexander Lazarew

nach dem 2. Akt ca. 20:40 Uhr Nachrichten