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Iran
Heftige Proteste gegen Hinrichtungen in Saudi-Arabien

In der iranischen Hauptstadt Teheran verwüsteten Demonstranten die Botschaft Saudi-Arabiens. Der überwiegend schiitisch geprägte Iran reagiert aufgebracht auf die Hinrichtungen unter anderem eines schiitischen Geistlichen in Saudi-Arabien - die beiden Länder sind Rivalen und bekämpfen sich auch in verschiedenen Stellvertreterkriegen.

Von Thomas Bormann | 03.01.2016
     Iranische Demonstranten verbrennen Fotos der königlichen Familie Saudi-Arabiens vor deren Botschaft in Teheran, Iran, nachdem zuvor unter anderem ein schiitischer Geistlicher dort hingerichtet worden war.
    Iranische Demonstranten verbrennen Fotos der königlichen Familie Saudi-Arabiens vor deren Botschaft in Teheran, Iran, nachdem zuvor unter anderem ein schiitischer Geistlicher dort hingerichtet worden war. (picture alliance / dpa / Mohammad Reza Nadimi)
    "Sie schlugen alles kurz und klein, was sie erreichen konnten: Schreibtische, Schränke, Fensterscheiben. Dann legten sie Feuer."
    Die Botschaft Saudi-Arabiens in der iranischen Hauptstadt Teheran ist heute eine verwüstete Ruine.
    Die Polizei in Teheran war auch derart heftige Proteste offenbar nicht vorbereitet. Sie brauchte lange Zeit, um das Botschaftsgebäude zu räumen. Die Behörden teilten heute, am Morgen danach, mit, 40 Demonstranten seien festgenommen worden. Auch in der Stadt Maschhad im Nordosten Irans nahm die Polizei vier Personen fest, die das dortige saudische Konsulat erstürmt hatten.
    Demonstranten wollen Rache für Hinrichtungen nehmen
    Die Demonstranten im schiitisch geprägten Iran nehmen Rache, weil Saudi-Arabien gestern den schiitischen Geistlichen Al-Nimr hinrichten ließ. Er galt als Wortführer der schiitischen Minderheit in Saudi-Arabien.
    Die iranische Regierung zeigte Verständnis für die Wut und die Empörung der Bevölkerung; sie hat jedoch weitere Demonstrationen vor der saudischen Botschaft verboten. Eine für heute Nachmittag geplante Protestkundgebung gegen Saudi-Arabien soll nun an einem anderen Ort in Teheran stattfinden.
    Demonstrationen im Sinne der iranischen Regierung
    Eine Demonstration, die ganz im Sinne der iranischen Regierung ist, die gleich nach Bekanntwerden der Hinrichtung des schiitischen Geistlichen scharf protestierte:
    "Wir werden nicht zulassen, dass sich solche Verbrechen wiederholen. Saudi-Arabien muss einen hohen Preis für dieses Verbrechen zahlen."
    So der stellvertretende Außenminister Irans, Amir Abdollahian. Er fügt hinzu:
    "Wir werden alle diplomatischen Kanäle nutzen, ebenso alle rechtlichen Mittel. Wir werden die islamische Welt gegen dieses Verbrechen mobilisieren – auf diplomatischem Weg, auf kulturellem und religiösem Gebiet. Wir müssen verhindern, dass es Saudi-Arabien wagt, noch einmal ein solches Verbrechen zu begehen."
    Saudi-Arabien und Iran sind Rivalen in der muslimischen Welt
    Irans Staatsführer Chamenei drohte heute, die saudische Regierung werde die Rache Gottes spüren. Der schiitisch geprägte Iran und das sunnitisch geführte Saudi-Arabien gelten als Rivalen in der muslimischen Welt. Im Bürgerkrieg in Jemen führen sie eine Art Stellvertreterkrieg: Der Iran unterstützt die schiitischen Huthi-Rebellen; Saudi-Arabien bekämpft sie. Auch in Syrien unterstützen der Iran und Saudi-Arabien jeweils feindliche Kämpfer.
    Der Iran bezichtigt Saudi-Arabien, die schiitische Minderheit im Land zu unterdrücken. Der gestern hingerichtete Scheich Al-Nimr habe niemals zu Gewalt aufgerufen, betont die iranische Regierung. Seine Hinrichtung sei deshalb ein Verbrechen an der schiitischen Minderheit Saudi-Arabiens.