Letzte Folge von David Letterman

Der König aller Late-Night-Shows

David Letterman (rechts) in seiner Sendung mit US-Präsident Barack Obama
David Letterman (rechts) in seiner Sendung mit US-Präsident Barack Obama © afp / Jim Watson
Von Marcus Pindur · 20.05.2015
Mehr als drei Jahrzehnte unterhielt David Letterman das US-Fernsehpublikum. Meist als ironischer Entertainer, immer wieder sprach er auch gesellschaftliche Missstände an und nach dem 11. September 2001 war er der nationale Gesprächstherapeut.
Es gibt nicht viele Talkshow-Gastgeber, die den Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika zu Gast haben. David Letterman gehört dazu. Er ist der Doyen der amerikanischen Talkshow-Hosts, und Präsident Obama war bereits fünfmal ein dankbarer Gast. Politiker präsentieren sich gerne in diesem Umfeld – Letterman verfügt über die Gabe, seine Gäste auf ironische, aber nicht abschätzige Art hochzunehmen, und Politiker tun gerne so, als würden sie sich selbst nicht ernst nehmen, manche tun es manchmal tatsächlich nicht, und David Letterman gibt ihnen die Gelegenheit dazu.
Er sei jedesmal überwältigt, wenn der Präsident zu Gast in seiner Show sei, so Letterman vor zwei Wochen zu Barack Obama.
"Ich fühle mich geehrt, einer ihrer letzten Gäste sein zu dürfen", antwortet Obama brav.
Alles kommt zur Sprache - Rassismus, Drogen, Terror
Auch wenn Letterman kein Freund des verletzenden Humors ist, so ist seine Show nicht unpolitisch. Schwierige und spaltende gesellschaftliche Themen kommen zur Sprache, Rassismus, Terror, Homosexuelle Ehe, Drogenmissbrauch – all das wird nicht ausgeklammert. Aber es ist eingebettet in den beruhigend-verlässlichen Ablauf der täglichen Show. Ein Promi im Gesprächssessel, Letterman hinter dem immer gleichen Schreibtisch, Die Paul-Shaffer-Band, die Top-Ten ironischer Antworten auf manchmal sehr unironische Fragen, all dies ist immer präsent. Und es ist – fast immer – unterhaltsam und witzig gemacht.
Manchmal fiel Letterman die Rolle des nationalen Gesprächstherapeuten zu, so nach den Terroranschlägen des 11. September 2001.
Die Show werde weitergeführt, aber er müsse jetzt erst einmal ein paar Minuten reden.
Und so redete sich Letterman das Entsetzen und die Trauer vom Herzen und gab gleichzeitig den Amerikanern draußen im Land einen Seelenstatus seiner Stadt und Wahlheimat, New York. Ab und zu nahm er sich auch selbst mit absurden Herausforderungen hoch. Zum Beispiel, als er in einem Velkro-Anzug in ein Trampolin und gegen eine Wand springt, um dort klebenzubleiben.
Persönliche Fehltritte überstanden
Solche sinnfreien Aktionen ergeben nur Sinn, wenn ein Prominenter es tut, und Letterman hat nach 33 Jahren Talkshow Kultstatus. Dass seine Karriere so lange andauern würde, damit hatte er selbst nicht gerechnet. Ob er sich vorstellen könne, in 20 Jahren immer noch Talkshows zu machen, hatte ihn 1991 der Urvater der Talkshow-Hosts, Johnny Carson gefragt.
Er hatte damals gedacht, den Job könne man eigentlich mit über 40 nicht mehr machen. Doch Letterman wurde mit seinem Publikum älter. Im Jahr 2000 bekam er einen fünffachen Bypass, der ihm das Leben rettete. 2009 wurde Letterman erpresst. Er hatte mit Frauen in seinem Produktionsteam Verhältnisse gehabt.
Dass er sich nüchtern und schnell zu persönlichen Fehltritten bekannte, rettete seine Karriere. Seine Zuschauer hielten ihm die Treue, und CBS hielt seine Show im Programm. Doch irgendwann war es Zeit, zu gehen, das merkte der Profi Letterman, als sein Kollege Jay Leno die NBC-"Tonight Show" verließ.
"Als Jay ging, da wurde mir klar, dass man jünger sein muss, um diesen Job zu machen. Ich will nicht als alter Mann enden, der um Brosamen kämpfen muss. Und deshalb ist das Ende jetzt unausweichlich."
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