Leistungssteigerung, Muskelaufbau, Doping

Sind Nahrungsergänzungsmittel wirklich nötig?

Nahrungsergänzungsmittel neben Obst und Gemüse
Ernähre ich mich ausreichend? Viele Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln setzen an die Unsicherheit und das schlechte Gewissen an. © Imago / Niehoff
Robert Margerie im Gespräch mit Thomas Jaedicke · 23.09.2018
Eiweißshakes und Vitaminpräparate: Der Markt für Nahrungsergänzungsmittel boomt. Doch muss unsere Nahrung wirklich ergänzt werden? Ist es nur ein Versuch zur Selbstoptimierung in einer Leistungsgesellschaft? Und wo verläuft die Grenze zum Doping?
Dr. Robert Margerie ist Facharzt für innere Medizin und Anti-Doping-Beauftragter des Landessportbundes Berlin. Im Deutschlandfunk Kultur spricht er über den Sinn und Zweck von Nahrungsergänzungsmitteln.
Gerade Eiweißdrinks erfreuen sich großer Beliebtheit; neuerdings gibt es sogar ein Proteinbier. Sportler hätten einen größeren Bedarf an Kohlenhydraten und Eiweiß als Nicht-Aktive, so Margerie. Die Quelle, aus der man es bezieht – und davon gebe es in Deutschland reichlich – sei dabei aber zweitrangig.

Ausgewogene Ernährung statt Ergänzungsmittel

Prinzipiell lautet die Empfehlung des Ernährungsmediziners: "Wenn man sich ausgewogen, abwechslungsreich und energetisch sowie nährstoffbedarfsgerecht ernährt, kann man auf diese Nahrungsergänzungsmittel im Regelfall verzichten." Dem schließe sich auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung und der ehemalige Präsident der sächsischen Bodybuilder-Vereinigung an.
Viele Verbraucher versprechen sich eine leistungssteigernde Wirkung der Präparate, die aber von Nahrungsergänzungsmitteln nicht erzielt werden könne, betont Margerie. Aus diesem Grund sei die Einnahme auch keine Form des Doping. Allerdings könnten gerade Präparate aus dem Internet mit Substanzen verunreinigt sein, die sie für die Doping-Liste qualifizierten. Hier sei ein Blick auf die "Kölner Liste" hilfreich, die unbedenkliche Nahrungsergänzungsmittel ausweist.

Die subtile Angst der Mangelernährung

Margerie sieht die steigende Nachfrage zum Teil darin begründet, dass Menschen fürchten, sich nicht ausreichend zu ernähren. Hersteller und Vertriebe wiederum würden daran anknüpfen und ihre Produkte dementsprechend bewerben. "Jemand, der sehr leistungsfähig sein möchte und auch in der Gesellschaft funktionieren möchte, der ist wahrscheinlich auch anfällig für die Versprechungen der Industrie", so Margerie.
Der Ernährungswissenschaftler sieht die Schwachstelle in der Aufklärung über Ernährung: "Die Aufklärung müsste eher dahingehen, dass es eben gar nicht so schwierig ist, sich gesund und ausreichend zu ernähren."
(jb)
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