LED-Straßenlampen

Wie das neue Licht unser Stadtbild verändert

Eine Straßenlampe mit LED-Leuchten
Immer mehr Städte wechseln auf LED-Straßenbleuchtung. © picture alliance / Benjamin Beytekin
Von Thomas Gith · 07.04.2015
Das Licht in den Straßen verändert sich, viele Städte und Kommunen stellen auf LED-Lampen um. In Berlin gibt es seit kurzem einen LED-Laufsteg, auf dem Forscher demonstrieren, wie exakt das Licht zukünftig strahlt, was auch dem Blick in die Sterne zugute kommt.
Im Berliner Bezirk Kreuzberg schlängelt sich ein asphaltierter Fußweg durch die Nacht. Lediglich seine kurvige Wegführung ist hell erleuchtet: Denn im Abstand von rund 20 Metern stehen LED-Leuchtmasten. Gezielt strahlen sie ihr weißes Licht auf den Asphalt, lassen den angrenzenden Zaun dunkel. Möglich ist das durch Reflektoren in den Lampen: Sie streuen das Licht. Stephan Völker von der TU Berlin zeigt nach oben, in einen der Lampenschirme.
"Was Sie hier sehen, das sind im Prinzip acht Waben, das sieht fast so wie Bienenwaben aus. Die leuchten jeweils vier davon in die eine Richtung des Fußweges und die anderen vier in die andere Richtung des Fußweges. Die haben den großen Vorteil, dass wir eben keine kleinen Lichtpunkte mehr haben, wie wir das ja üblicherweise von LEDs gewohnt sind, sondern ein deutliche Vergrößerung der Leuchtenfläche."
Die einzelnen Lichtpunkte der LEDs lassen sich also gezielt bündeln und in die gewünschte Richtung ausstrahlen. Bei herkömmlichen Straßenlaternen ist das so nicht möglich. Zusätzlich lässt sich die Helligkeit der LED-Straßenlampen verändern. Mit einem Tablet-PC in der Hand dimmt Stephan Völker die Leuchten zunächst – der Fußweg wird schummrig. Dann dreht er die LEDs voll auf – und der Weg ist plötzlich hell erleuchtet.
"So, was wir jetzt hier sehen, das ist schon eine Festtagsbeleuchtung, würde ich sagen. Also das ist definitiv viel, viel mehr als normalerweise benötigt wird für die Straßenbeleuchtung. Da sieht man sofort, das ist eigentlich Innenbeleuchtung, was wir hier haben."
Gut für Sicherheit und Wohlbefinden
Fußgänger können Steine oder auch kleine Tiere auf dem Weg sofort erkennen. Trotzdem blenden die LED-Leuchten nicht – denn die Reflektoren streuen das Licht, ohne dabei grell zu sein. Gut für die Sicherheit. Und noch etwas wird deutlich: Die LED-Straßenlampen strahlen das Licht messerscharf in die gewünschte Richtung.
"Also was wir hier sehen, das ist eine LED-Leuchte und über der LED-Leuchte ist ein Ast, der in Teilen beleuchtet wird. Und zwar man sieht sehr schön einen relativ starken Schnitt: Die unteren Äste sind hell, die oberen Äste sind komplett dunkel. Das heißt, das Licht wird also exakt dorthin geworfen, wo es benötigt wird und nicht mehr als Streulicht gegen Hauswände oder gegen den Himmel geschickt."
Unser nächtliches Stadtbild wird sich durch LED-Leuchten verändern. Denn viele Kommunen setzen sie bereits ein. Die Lichtsoße über unseren Städten wird verschwinden, der Sternenhimmel wieder sichtbar. Den LED-Laufsteg hier in Berlin hat das Deutschen Technikmuseum mitinitiiert. Dessen stellvertretender Direktor Joseph Hoppe denkt, dass der Umgang mit Straßenlicht noch bewusster wird:
"Es wird wie vielleicht bei einer Ausstellung auch darauf ankommen, dass man das Licht danach bewertet, ob es dem Wohlbefinden förderlich ist, ob es dem Stadteindruck förderlich ist. Das heißt, Stadt und Licht werden sozusagen in eine neue Aushandlung darüber kommen, was das der Stadt am ehesten angemessene Licht ist."
Denn dass ungerichtetes Licht etwa uns Menschen den Schlaf rauben kann, ist bekannt. Hinzu kommt: LED-Licht kann die Sicherheit im Straßenverkehr erhöhen.
An Wetter- und Straßenbedingungen angepasst
Stephan Völker demonstriert das: Er geht zu einer langen, mit Kopfsteinen gepflasterten Straße. An ihrem Rand stehen hohe Lichtmasten mit LED-Leuchten. Der Forscher holt sein Tablet hervor, stellt eine Lichtszene ein: Die Kopfsteinpflasterstraße schimmert matt in der Dunkelheit.
"Jetzt sehen sie hier eine Lichtverteilung, die speziell für nasse Straßen ausgelegt wurde. Jeder weiß das eigentlich, auch als Autofahrer, wenn man auf eine nasse Straße schaut, dann ist diese normalerweise rabenschwarz und ich sehe dort eigentlich kaum etwas von meinem eigenen Licht. Also weder von meinem Fahrzeuglicht noch von der Straßenbeleuchtung. Der Grund ist ganz einfach der Wasserfilm, der auf der Straße ist, der wirkt wie ein Spiegel, und das Licht wird eigentlich komplett wegreflektiert."
Doch durch die matte Ausleuchtung ist die Straße auch bei Nässe gut zu sehen, denn Licht wird kaum reflektiert. Möglich ist das, da das Licht apfelförmig ausstrahlt. Ist es hingegen trocken, setzt die Standardbeleuchtung ein – und die Straße schimmert wieder heller. LED-Licht lässt sich den Wetter- und Straßenbedingungen anpassen. Sensoren in den Lampen werden das künftig automatisch übernehmen, denkt Professor Stephan Völker.
"Also ich denke mir, die langfristige Entwicklung wird genauso sein, dass es Sensoren in der Leuchte gibt, die einfach sich den Straßenzustand halt anschauen und demzufolge das automatisch machen. Weil wir entsprechende Sensoren in den Leuchten integriert haben, die den Straßenzustand feststellen, die aber auch die Verkehrsdichte feststellen, die die Uhrzeit wissen und die dann die optimale Lichtverteilung dafür einstellen."
LED-Licht lässt sich gezielt einsetzen – und es spart Energie. Auf unseren Straßen leuchtet es zunehmend. Die Möglichkeiten der Technik forcieren diese Umrüstung. Der Wandel unseres nächtlichen Stadtbildes hat begonnen – hier am LED-Laufsteg am Deutschen Technikmuseum in Berlin lässt er sich bereits erleben.
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