Lebensmittelkennzeichnung

Gesundheit ist nur ein Aspekt beim Einkaufen

ILLUSTRATION - Eine Frau greift am 21.03.2017 in einem Supermarkt in Flensburg nach einem Joghurt-Becher (gestellte Szene). Foto: Benjamin Nolte | Verwendung weltweit
Lebensmittelkennzeichnung: Wie schnell lässt sich erfassen, was gesund ist? © dpa Themendienst
Thomas Ellrott im Gespräch mit Nicole Dittmer · 18.02.2019
Kaufentscheidungen seien komplexe Prozesse, sagt der Mediziner Thomas Ellrott, gerade auch bei Lebensmitteln. Die Hinweissysteme von "Ampel" bis "Schlüsselloch" müssten noch besser erforscht werden, verlangt er.
Zu viel Zucker im Pudding, zu viel Fett im Kartoffelsalat! Schon lange fordern Verbraucherschützer und Gesundheitsorganisationen eine bessere Kennzeichnung von Lebensmitteln: Die Bundesregierung beansprucht, daran zu arbeiten, aber woran genau ist unklar: Eine Lebensmittelampel will Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) jedenfalls nicht.
Während Befürworter der Ampel angeben, diese signalisiere leicht verständlich den Gehalt an gesundheitsrelevanten Nährstoffen Grün – gesund, Rot –ungesund, führt Klöckner als Grund für ihre ablehnenden Haltung an, die Lebensmittelampel sei zu verwirrend.
Was aber auch Klöckner will: die Menschen zu einem gesünderen Essverhalten animieren. Aber kann das überhaupt funktionieren? Lassen Verbraucher Chips und Salami im Regal, nur weil ein roter Warn-Button auf der Verpackung leuchtet?

Gesundheit, Geschmack, Preis

Der Mediziner Thomas Ellrott sagt, die Kaufentscheidungen seien ein sehr komplexer Prozess: Bei der Wahl der Lebensmittel gehe es eben nicht allein nach den Auswirkungen auf die Gesundheit, selbst wenn die Verbraucher diese kennen, sondern auch um Aspekte wie den Geschmack, dass sie schnell und einfach zuzubereiten sind, und nicht zuletzt den Preis.
Um die Verbraucher auf die gesundheitlichen Folgen eines Nahrungsmittels hinzuweisen, gebe es verschiedene Kennzeichnungssysteme, sagt der Leiter des Instituts für Ernährungspsychologie an der Uni Göttingen. So gebe es in England die Lebensmittelampel, in Frankreich ein Nutri-Score genanntes Hinweissystem, die Skandinavier zeichneten die besten Produkte durch ein grünes Schlüsselloch aus, in Australien werde wohl bald angegeben, wieviel Bewegung es braucht, um den Verpackungsinhalt wieder zu verbrennen.
Diese Hinweissysteme seien vielleicht noch etwas lebensnäher als die bisher verfügbaren Nährwert-Informationen, die es in Deutschland gibt, sagt Ellrott. Es sei aber unklar, wie genau diese wirkten: "Was fehlt, ist eine Studie, in der man mal alle Systeme miteinander vergleicht, um dann zu sehen, welches von denen ist denn wirklich das beste."

Kunden kaufen eher Grün-Gekennzeichnetes

Als zumindest kurzfristige Wirkung sei belegt, dass Verbraucher tendenziell Lebensmittel eher kaufen, die Grün gekennzeichnet seien, und Rot gekennzeichnete Lebensmittel eher vermeiden würden. Unklar sei aber, ob die Menschen dadurch wirklich gesünder oder weniger an Gewicht zulegen würden – ob also die Systeme nicht nur auf die Kaufentscheidung, sondern auch auf die Gesundheit Auswirkungen hätten.
(mf)
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