Lebenskunst und Speiseeis

19.05.2009
Für den Held der Geschichte bringt Vanilleeis den Zauber der Kindheit zurück und die Erinnerung an eine frühe Liebe. Die Postkartenmotive Venedigs wie die Gondeln, der Karneval und die Kunst-Biennale werden von dem Baseler Schriftsteller Daniel Zahno in "Die Geliebte des Gelatiere" überraschend neu montiert.
Der Schweizer Daniel Zahno erzählt in seinem Venedigroman "Die Geliebte des Gelatiere" eine Geschichte über einen Mann namens Alvise, der von zwei ungewöhnlichen Lieben regelrecht besessen ist: der Liebe zum Eismachen - und der Liebe zu seiner Jugendfreundin Noemi. Für Alvise bringt der Anblick und Geruch von Vanilleeis noch einmal den Zauber der Kindheit zurück - und die Erinnerung an die instinktive Nähe und Vertrautheit aus Kindertagen zu Noemi, eine Intimität, die mit der plötzlichen Übersiedlung Noemis nach Amerika für immer verloren zu sein scheint. Für Alvise beginnt eine Zeit der Suche - nach neuen Geliebten, aber auch nach einem neuen Sinn im Leben.

Erst auf Umwegen entdeckt er, dass sein ehemaliger Aushilfsjob als Schüler beim Gelatiere seine wahre Bestimmung ist. Mit großer Leidenschaft und wachsendem Einfallsreichtum widmet sich Alvise der Kunst des Eismachens und wird mit seinen phantasievoll ausgetüftelten Kreationen zum Superstar der italienischen Gelatiere. Daniel Zahno scheut sich nicht, in "Die Geliebte des Gelatiere" die Venedig-typischen Gondeln, den Karneval und die Kunst-Biennale vorkommen zu lassen. Aber es scheint fast so, als ob es ihm diebisches Vergnügen bereitet, diese altbekannten Postkartenmotive Venedigs in seiner Geschichte neu und anders zu montieren.

Besprochen von Denis Scheck

Daniel Zahno, Die Geliebte des Gelatiere
Weissbooks, Frankfurt/M. 2009
196 Seiten, 16,80 Euro