Leben mit der Corona-Pandemie

Eine Zeit des Lernens

07:56 Minuten
Ein Mann im Anzug sitzt im Schneidersitz mit geschlossenen Augen auf dem Fußboden.
Gelassen bleiben und Vernunft walten lassen: Der Philosoph Wilhelm Schmid sieht die Corona-Pandemie als Herausforderung, die wir durchstehen müssen. © Eyeem / Westend61
Wilhelm Schmid im Gespräch mit Andrea Gerk · 18.03.2020
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Der Philosoph Wilhelm Schmid sieht die Corona-Pandemie als eine Zeit der "Übung". Die anstehenden Herausforderungen sollten wir entschieden angehen – und dabei die Klimakrise als noch größere globale Herausforderung nicht vergessen.
Der Philosoph Wilhelm Schmid sieht die Corona-Pandemie als Zeit der Vorbereitung auf noch größere Herausforderungen.
"Das sind jetzt ungewöhnliche Zeiten. Und ungewöhnliche Zeiten sind Zeiten des Lernens", sagt er in unserem Programm. "Je bereitwilliger wir uns darauf einlassen, desto mehr können wir das auch als Übung verstehen." Denn die Krise der gesamten Ökologie stelle noch sehr viel mehr an unserem Leben infrage.
"Das ist jetzt eine Herausforderung. Aber es gibt eine noch viel, viel größere, in der wir stehen und die von Jahr zu Jahr deutlicher werden wird: Das ist die Herausforderung der Klima-Bewältigung", so Schmid.
Leben bedeute eben nicht nur "Mehrung des Glücks, wie das in den vergangenen Jahren vielleicht zu stark ins Kraut geschossen ist, sondern auch Bewältigung von anderen Seiten des Lebens", so der Philosoph.

Die Welt als Schicksalsgemeinschaft

Angesichts der Ausbreitung der Corona-Infektion mahnt Schmid, nicht in Panik zu verfallen und Vernunft walten zu lassen. "Einer kann zwei, drei, fünf, zehn anstecken, die stecken ihrerseits soundsoviele an. Und dann explodiert das Ganze." Das müsse von allen verstanden werden.
"Wir sind Schicksalsgemeinschaft, nicht nur in der Familie und im Freundeskreis, sondern im ganzen Land. Was jetzt zum ersten Mal vielleicht zu lernen ist: Diese ganze Welt ist eine Schicksalsgemeinschaft."

Intensive digitale Sozialkontakte

Schmid lebt derzeit in häuslicher Quarantäne, nachdem er aus dem Risikogebiet Südspanien nach Deutschland zurückgekehrt ist. Er habe jetzt viel Zeit zu arbeiten. "So ruhig am Schreibtisch sitzen kann ich sonst selten", sagt er. Doch auch seine sozialen Kontakte seien intensiv – durch Telefon, WhatsApp und Skype.
Von Wilhelm Schmid erschienen zuletzt die Bücher "Von der Kraft der Berührung" (2019), "Selbstfreundschaft: Wie das Leben leichter wird" (2018) oder "Gelassenheit: Was wir gewinnen, wenn wir älter werden" (2014).
(huc)
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