Landtagswahl in Schleswig-Holstein

Konservative Überraschungssieger

Günther auf der Bühne vor Kameras, mit Mikrofon in der Hand und gestikulierend.
Daniel Günther, Spitzenkandidat der CDU, spricht auf der Wahlparty seiner Partei in Kiel. © picture alliance / dpa / Bodo Marks
Von Daniel Heinrich · 08.05.2017
Nicht etwa Torsten Albig, der amtierende SPD-Ministerpräsident, ging als Sieger vom Platz. Stattdessen durfte sich am Ende CDU-Spitzenkandidat Daniel Günther bei den Landtagswahlen in Schleswig-Holstein feiern lassen. Doch ob er auch Regierungschef wird, bleibt offen.
Kurz nach sechs am Sonntag Abend. Die "Seebar" an der Kieler Förde bebt: "Daniel! Daniel!"-Rufe schallen über das Meer, schallen über die Wahlparty der CDU. Gemeint ist Daniel Günther, 43-Jahre alt, passionierter Läufer und seit einem halben Jahr Spitzenkandidat der CDU gewesen.
Dass er der Gewinner dieses Abends sein könnte, das hatten zwar schon die letzten Umfragen vor der Wahl suggeriert. Dass die CDU am Ende so deutlich vor der SPD liegen würde, damit hatte selbst er nicht gerechnet. Am Abend zeigt er sich überglücklich:
"Ich habe das gehofft, aber wirklich daran gedacht: Das finde ich immer ein bisschen schwierig. Man weiß nie, wie ein Ergebnis am Ende ausfallen wird, man darf sich nicht zu sehr von Umfragen leiten lassen. Aber wenn man sechs Wochen vor der Wahl sechs Prozentpunkte zurückliegt, dann muss man schon sehr großer Optimist sein, wenn man denkt, dass man am Ende mit sechs Prozent vorne liegen kann. Ich habe zwar den Ehrgeiz gehabt, das für die CDU zu schaffen. Aber letzten Endes war es eine riesen Gemeinschaftsaufgabe, dass wir das so hingekriegt haben."

Albig blieb im Wahlkampf blass

Welch ein Gegensatz hingegen bei den Sozialdemokraten: Die Genossen unter ihrem Spitzenkandidaten und Ministerpräsidenten Torsten Albig regelrecht in die Schranken gewiesen. Torsten Albig, im Gegensatz zum eher extrovertierten Günther zurückhaltend, blieb während des gesamten Wahlkampfes blass, konnte mit seinen Themen, Thesen, Inhalten nicht durchdringen. Und das, obwohl er beispielsweise die Flüchtlingskrise zur großen Zufriedenheit der Menschen im Land gut und geräuschlos gemanagt hatte.
Ein zerknirschter Torsten Albig übt sich am Abend in Selbstkritik:
"Die Umfragen haben immer gezeigt, dass die Regierung, dass der Ministerpräsident eine hohe Zustimmung haben. Wir konnten das leider nicht in Prozente für unsere SPD umwandeln. Wir werden uns zu fragen haben, woran das gelegen hat. Ganz offensichtlich haben wir Dinge falsch eingeschätzt, die wir anders hätten einschätzen können."
Man darf gespannt auf die nächsten Tage und Wochen in den Hohen Norden blicken. Wer wird es machen? Welche Koalition wird die Geschicke des Landes von der Staatskanzlei an der Kieler Förde aus steuern?

Wer wird regieren?

Daniel Günther und seine CDU hatten sich jedenfalls schon während des Wahlkamps festgelegt. Hatten sich klar für eine Jamaika-Koalition ausgesprochen. Schwarz – Grün – Gelb. Da ist auch der Spitzenkandidat der Liberalen, Wolfgang Kubiki nicht ganz abgeneigt. Er fand am Wahlabend klare Worte, vor allem auch in Richtung Torsten Albig:
"Es ist erst einmal ein schönes Gefühl, dass wir unser Wahlziel erreicht haben. Wir wollten zehn Prozent plus X erreichen. Das haben wir geschafft. Eine weitere schöne Geschichte ist, dass die Regierung Albig abgewählt worden ist. Und zwar mit einer Deutlichkeit, mit der ich das gar nicht hätte erwarten können. Ich kann nur feststellen: In Schleswig-Holstein gibt es, anders als anderswo, keine großen inhaltlichen Differenzen. Wir pflegen einen kollegialen, freundschaftlichen Umgang miteinander. Es gibt sogar freundschaftliche Beziehungen. Robert Habeck und ich kommen gut miteinander aus."
Ob es denn wirklich Schwarz-Grün-Gelb wird am Ende, das ist alles andere als sicher. Zwischen den Konservativen der CDU und den Grünen in Schleswig-Holstein gibt es erhebliche inhaltliche Differenzen, gerade in der Flüchtlingspolitik gehen die Meinungen stark auseinander.

Offenheit für Ampel-Koalition

Der angesprochene Robert Habeck, der grüne Umweltminister und so etwas wie der Star der Partei in Schleswig-Holstein, mochte denn auch am Abend noch nicht so ganz in medias res gehen:
"Das Ergebnis ist supi. Das muss ich echt sagen. Ich kann mich nur bei allen bedanken, die daran mitgewirkt haben. Das ist ein Bombenergebnis, das muss man wirklich so sagen. Wir konnten unsere Prozente halten, allerdings bei starkem Gegenwind, eigentlich schon fast bei Orkan. Das zählt für mich doppelt. Das Ergebnis fühlt sich auch eher an wie 18 Prozent. Danke an Alle, die das möglich gemacht haben!"
Sowohl der Grüne Habeck wie der Liberale Kubicki möchten sich auch einer Ampel-Koalition nicht verschließen. Und so könnte es passieren, dass der Verlierer des Abends, dass SPD-Ministerpräsident Torsten Albig am Ende doch noch als der Gewinner vom Platz gehen könnte. Und zwar als Ministerpräsident einer rot-gelb-grünen Ampel-Koalition.
Bleibt zum Abschluss noch der Blick auf die kleinen Parteien. Während die Partei Alternative für Deutschland knapp den Sprung ins Parlament an der Kieler Förde schaffte, blieb sowohl der Linken wie den Piraten dieser Erfolg verwehrt. Der SSW kommt zwar auch nicht auf fünf Prozent. Allerdings ist die Partei der dänischen und friesischen Minderheit von der Fünf-Prozent-Hürde ausgenommen.
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