Landtagswahl Bayern

Wahlnachlese am Zeitungskiosk

Sabine Rodria vom Zeitungskiosk am U-Bahnhof Münchner Freiheit im Gespräch mit einem Kunden.
Sabine Rodria vom Zeitungskiosk am U-Bahnhof Münchner Freiheit im Gespräch mit einem Kunden. © Deutschlandradio / Susanne Lettenbauer
Von Susanne Lettenbauer · 15.10.2018
Bayern am Tag nach der Landtagswahl: Wir haben am Zeitungskiosk im U-Bahnhof Münchner Freiheit nachgefragt, wie die Stimmung im Volke ist. Und uns angeschaut, was die Zeitungen dazu sagen.
"Das Ende der Selbstherrlichkeit" bei der Abendzeitung, hier, schwarz-grün, da wird schon spekuliert in der TZ, im Merkur "Wahldebakel" für CSU und SPD."
Acht Uhr Montagmorgen. Sabine Rodria beugt sich über die Tageszeitungen am Tag danach. Auf den Titelseiten prangen riesige Portraits von einem enttäuschten Markus Söder, die entsetzten Gesichter der SPD. In großen Zahlen die amtlichen Hochrechnungen. Presseschau im Zeitungskiosk an der Münchner U-Bahnstation Münchner Freiheit.:
"Die Süddeutsche, die eher etwas links ist, die hat einen riesen schwarzen Block. Das sieht für mich aber nicht nach Verlust aus."
Wundert sie sich. Seehofer habe seinen langjährigen Kontrahenten und jetzigen Ministerpräsidenten absichtlich ins offene Messer laufen lassen, meint die Kioskbesitzerin. Ihr junger Mitarbeiter an der Kasse sagt lieber nichts. Ein älterer Mann greift sich die Lokalzeitung, aber nur wegen der Fußballergebnisse vom Wochenende, sagt er.
"Mein Gott, die können halt nicht immer gewinnen. Ja, ich weiß es nicht, aber es wird schon allerhand werden."

Keine große Nachfrage nach Lokalzeitungen

Die sieben Lokalzeitungen liegen recht versteckt unter bunten Fußballzeitschriften und Lifestyle-Magazinen. Gerade einmal rund 20 Stück pro Blatt liegen aus. Für den Tag nach der bayerischen Landtagswahl hat sie ein Dutzend mehr geordert.
"Also ich kann Tageszeitungen nicht in hohen Mengen nachordern. Zum Beispiel jetzt bei den Wahlen habe ich vorher schon gesagt, wir brauchen vom Merkur zehn Stück mehr."
Mit schnellen Schritten geht ein Mann um die 40 Richtung Lokalzeitungen, greift sich dann doch lieber die Frankfurter Allgemeine, die würde objektiver berichten, meint der bekennende SPD-Wähler.
"Also wenn man ein wenig zurücktritt, dann sieht man eigentlich, dass das bürgerliche Lager so geblieben ist wie es ist, es gab natürlich einige Protestwähler, die AfD ist so stark, weil es viele Protestwähler gibt. Dramatischer ist in meinen Augen das linksliberale Lager, dass die so abgestürzt sind."

Ergebnis ist nicht überraschend

Die Medien hätten sich ständig in den Berichten auf die CSU konzentriert, ergänzt die Kioskbesitzerin, nachdem sie kassiert hat. Die vergangenen Tage dominierten die Umfragen die Titelseiten. Das Ergebnis? Für sie nachvollziehbar.
"Ja natürlich, schon im Vorhinein. Ja, das war absehbar, also ich finde die Überraschung war nicht so groß, die AfD hat nicht ganz so viele Stimmen wie befürchtet, aber sie ist im Landtag, schlimm genug."
Der Absatz an diesem Nachwahl-Montag bleibt auch bis zum Mittag durchschnittlich. Der große Run auf die Tageszeitungen bleibt - zumindest in Schwabing - aus. Für die meisten Passanten steht das Ergebnis fest.
"Ich denke, das wird eine recht stabile Regierung geben, wenn kein Wunder passiert. Herr Aiwanger hat ja schon windelweich gesagt, dass sie sich in vieles fügen werden, ein zahmer Verhandlungspartner sind. Ich denke, da wird nicht so viel passieren. Ich denke, dass sie im Ton ruhiger werden, daraus haben sie schon gelernt, vielleicht findet Söder eine Rolle, wo er nicht so angeben muss. Aber bis es in Bayern wirklich eine politische Änderung geben wird, da muss wahrscheinlich noch einiges mehr passieren."
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