Lakonisch Elegant

#89 Solidarität – "Oder soll man es lassen?"

39:33 Minuten
Ein Mann protestiert gegen Rassismus und Polizeibrutalität am 06. Juni 2020 auf dem Alexanderplatz in Berlin, Deutschland. Er trägt einen weißen Mundschutz und hat blau gefärbte Haare. Auf sein Gesicht sind verschiedene Namen mit Filzstift geschrieben.
Ein Demonstrierender in Berlin zeigt deutlich seine Solidarität mit Opfern von Rassismus und Polizeigewalt wie George Floyd. © Getty Images / Maja Hitij
Von Katrin Rönicke und Johannes Nichelmann  · 25.06.2020
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Solidarität, das Wort der Stunde? Black Lives Matter, Risikogruppen und "taz"-Kolumnen. Wie wichtig ist Unterstützung für unsere Gesellschaft? Ein Talk mit dem Soziologen Dirk Baecker, der Journalistin Stefanie Lohaus und dem Journalisten Emran Feroz.
Leben wir in einer Zeit, in der Solidarität eine besonders große Rolle spielt? Hashtags wie #stayhome oder #BLackLivesMatter fordern zur Unterstützung auf.
Wir fragen den Soziologen Dirk Baecker: Wie geht eigentlich Solidarität? Wann ist Solidarität angebracht, was bewirkt Solidarität und kann man Solidarität falsch ausüben? Wie wichtig ist Solidarität für den Zusammenhang einer Gesellschaft?

Gefahr für die Meinungsfreiheit

In Deutschland steht die Welt des Journalismus Kopf: In einer satirischen Kolumne der "taz" äußert sich Hengameh Yaghoobifarah abfällig über Polizistinnen und Polizisten. Die Zeitung distanziert sich in einzelnen Meinungsbeiträgen von diesem Text.

Die Debatte darüber, ob die freie Meinungsäußerung Yaghoobifarahs in Ordnung geht oder nicht, schwappt bis zum Bundesinnenminister Horst Seehofer. Der kündigte an, Anzeige erstatten zu wollen – revidierte dies Tage später. All das löst eine massive Welle der Solidarität für Hengameh Yaghoobifarah aus.

Nie mehr für die "taz"

Es wird ein offener Brief an die Bundeskanzlerin verfasst, zahlreiche Menschen unterzeichnen ihn. Nicht alle sind einverstanden mit den Worten Yaghoobifarahs. Aber sie zeigen sich solidarisch, denn für viele geht es hier auch um den Kampf für Presse- und Meinungsfreiheit.

Der Journalist Emran Feroz erklärt via Twitter, dass er fortan nicht mehr für das Berliner Blatt schreiben möchte. Im Kulturpodcast berichtet er davon, warum ihm gerade in diesem Fall Solidarität besonders wichtig ist.

Mit zweierlei Maß

CDU-Nachwuchshoffnung Philipp Amthor erntet durch seine fragwürdigen Geschäfte mit einem Start-Up-Unternehmen aus den USA zwar viel Kritik, aber auch viel Solidarität aus der eigenen Partei. Er sei jung und habe eine zweite Chance verdient. Sogar der Bundestagspräsident setzt sich für ihn ein.
Die Journalistin Stefanie Lohaus diskutiert bei "Lakonisch Elegant", worin sich die Wellen der Solidarität zwischen Amthor und Yaghoobifarah unterscheiden. Es ginge dabei auch und vor allem um Machtgefälle.
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