Kurzfilmtage Oberhausen Online

Am Laptop statt auf der großen Leinwand

06:14 Minuten
Ein voller Kinosaal während der Kurzfilmtage in Oberhausen 2019
Im vergangenen Jahr war der Kinosaal voll. Nun findet das Festival online statt. © Kurzfilmtage / Daniel Gasenzer
Matthias Dell im Gespräch mit Max Oppel · 15.05.2020
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Zurzeit laufen die 66. Kurzfilmtage Oberhausen. Allerdings nur online. Das funktioniert gar nicht so schlecht. Für nicht einmal zehn Euro können die "Festivalbesucher" alle Filme und Werkgespräche mit Machern und Macherinnen sehen.
Die 66. Kurzfilmtage Oberhausen gehören zu den ersten traditionsreichen Filmfestivals, die sich wegen der Corona-Pandemie an einer digitalen Variante probieren. Das funktionierte am Mittwochabend (13.5.2020) bei der Eröffnung so gut, dass nichts mehr funktionierte – die Zugriffswünsche auf Eröffnungszeremonie und die ersten Programme waren größer als die Serverkapazitäten. Am Donnerstag war das Problem gelöst, die Programme liefen.
Zugänglich nicht nur für die Enthusiasten, die jedes Jahr nach Oberhausen reisen, sondern weltweit für jeden: Gerade einmal 9,99 Euro kostet der Festivalpass, mit dem bis Montag alle Filme geguckt werden können. Und zwar zu ähnlichen Bedingungen wie im Kino – mehrere Filme sind in Programmen von Spielfilmlänge zusammengeschlossen, unterbrochen von Videofilmgesprächen mit den Macherinnen, die es analog nach jeder Vorführung in echt geben würde. Dieses Format ist zwangsläufig stärker formatiert, die Konzentration, die der Kinosaal sonst herstellt, muss man vor dem eigenen Rechner also selbst mit "performen".

Corona verändert den Blick auf Filme

Der Blick auf die Filme ändert sich aber auch durch das Corona-Bewusstsein der letzten beiden Monate: "Der natürliche Tod der Maus" von Katharina Huber ist eigentlich eine animierte Reise in verschrobene Subjektivität; eine Perspektive, die nach den Erfahrungen des Zuhausebleibens und Abstandhaltens universeller erscheint.
Außerdem im Deutschen Wettbewerb: "Dunkelfeld" von Patrick Lohse, Marian Mayland und Ole-Kristian Heyer, die Erinnerung an einen rassistischen Brandanschlag in Duisburg 1984, der wie so viele rechtsterroristische Taten seinerzeit als solcher nicht verstanden wurde. Was den Film besonders macht: dass er zu Bildern aus der Zeit, die auf Fernsehgeräten in einer sterilen Studio-Büro-Atmosphäre laufen, größere Zusammenhänge über das Verhältnis von einer Politik der Abgrenzung und Gewalttaten erschließt.
(lkn)
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