Kurz und kritisch

Schlimmer als Despoten sind nur die Leser

Eine Frau mit irrsinnigem, lachenden Gesichtsausdruck.
Haben die Deutschen gut lachen? Eine Satire-Anthologie liefert reichlich Stoff dafür. © imago/McPHOTO/Baumann
Von Christian Rabhansl · 23.04.2016
Die humoristische Lage der Nation untersucht eine Anthologie mit fast 50 Texten der deutschen Satire-Prominenz – oft sind sie grausam und voller Witz.
"Alles." Mit Tucholskys Antwort beginnt auch diese Anthologie der Satire, alleine um die ewige Frage nach dem Erlaubten gleich abgehakt zu haben. Dann folgen fast 50 Texte der deutschen Satire-Prominenz und von Semi-Berühmtheiten, oft grausam, noch öfter voller Witz. Und sie loten dann doch das Erlaubte aus: in bösen Gesprächen mit Gott, in Textanalysen Deutschlands dümmster Leitartikler und im deprimierenden Monolog der aufgebrachten Leser. Die wutschnaubend ihre neuen Dogmen hochhalten und den Witz nur dann erkennen wollen, wenn er andere trifft.
"Vor allem die Political Correctness der alternativen und linken Bewegungen gebiert zurzeit Norm um Norm", schreiben die Herausgeber, "die nicht selten mit fundamentalreligiösem Fanatismus gepredigt und verteidigt werden." – "Mit Mohammed", lautet daher auch ein beliebter Vorwurf in beliebiger Sache, "hättet ihr euch das nicht getraut." Die größten Feinde der Satire sind eben keine fremdländischen Despoten, sondern die eigenen Leser, das wird in dieser unterhaltsamen Anthologie rasch klar.

Heiko Werning, Volker Surmann (Hrsg.): Ist das jetzt Satire oder was? Beiträge zur humoristischen Lage der Nation
Satyr Verlag, 224 Seiten, Taschenbuch: 13,90 Euro, Ebook: 8,99 Euro

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