Kurz und kritisch

Die Zukunft von Umwelt und Bildung

Aktivisten von Greenpeace demonstrieren am 14.07.2014 in Berlin vor dem Tagungsort des 5. Petersberger Klimadialogs.
Greenpeace-Aktivisten in Berlin © picture alliance / dpa / Maurizio Gambarini
09.08.2014
Ein Buch über die Zukunft unserer Ressourcen und die Frage, ob sie durch die Maßnahmen von Umweltschützern wirklich geschont werden. Und ein zweites, das die Chancen und Risiken digitaler Lernmethoden hinterfragt.
Wir Menschen werden immer mehr. Wir leben über unsere Verhältnisse. Und deshalb ruinieren wir unsere Umwelt. So weit so simpel. Viele Umweltbewegungen suchen deshalb nach Möglichkeiten, Ressourcen und Klima zu schonen. Das sind Ökologen, wie wir sie kennen.
Vom grünen zum braunen Umweltschutz
Balthasar Glättli und Pierre-Alain Niklaus haben nun ein Buch über "Die unheimlichen Ökologen" herausgegeben. Die Schweizer Organisation Ecopop etwa will per Volksinitiative sowohl die Geburtenrate in Entwicklungsländern senken als auch die Zuwanderung in die Schweiz. Natürlich im Namen der Schweizer Natur, die all die Ausländer nicht verkraftet.
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Cover: "Die unheimlichen Ökologen" von Balthasar Glättli und Pierre-Alain Niklaus© Rotpunkt Verlag
Das schmale Buch setzt sich wissenschaftlich und fundiert mit den Theorien solcher Umweltschützer auseinander, die die Menschen als bloßen Störfaktor betrachten – besonders die eingewanderten. Und sie zeigen Verbindungen auf: organisatorische wie gedankliche, vom grünen Umweltschutz zum braunen.

Balthasar Glättli, Pierre-Alain Niklaus: Die unheimlichen Ökologen. Sind zu viele Menschen das Problem?
Rotpunkt Verlag Zürich, Juli 2014
173 Seiten, 19,90 Euro

Das moderne Bildungswesen ist eine seltsame Sache: Wir prüfen und messen die Leistung der Schüler und machen sie für ihre Noten verantwortlich. Wie gut oder schlecht wir sie unterrichtet haben, messen wir nicht. Als trügen Lehrer und Professoren sowie Lehrbücher und Unterrichtsmethoden keinerlei Verantwortung für das Wissen der Schüler.
Neue Technologien werden das ändern. Big Data lautet das Schlüsselwort, die Vernetzung möglichst großer Datenmengen. Elektronische Lehrbücher registrieren genau, wer an welcher Stelle hängenbleibt, sie passen die Übungsaufgaben den Fähigkeiten und Defiziten des Schülers an. Welcher Schüler nimmt worin Nachhilfe? Wer geht wann zum Vertrauenslehrer?
Die Vernetzung möglichst aller Daten soll, so der technikfrohe Traum, das Lernen besser und effizienter machen. Und Big Data erlaubt auch recht treffsichere Prognosen, wer den Abschluss schaffen wird und wer nicht.
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Cover: "Lernen mit Big Data" von Viktor Mayer-Schönberger und Kenneth Cukier© Redline Verlag
Noch mehr Ungleichheit durch Vernetzung
Was aber, wenn sich Universitäten nicht für den mühsamen Weg entscheiden, den Wackelkandidaten gezielt zu fördern, sondern ihn rauswerfen, damit er nicht den Jahrgangsschnitt ruiniert? Was, wenn der große soziale Gleichmacher namens "Bildung" durch neue Methoden die Ungleichheit noch verstärkt?
Die beiden Wissenschaftler Viktor Mayer-Schönberger und Kenneth Cukier schildern Chancen wie Risiken der umfassenden Vernetzung im Bildungswesen. Wie schon in ihrem gemeinsamen Grundsatz-Band über die Big-Data-Revolution präsentieren Mayer-Schönberger und Cukier auch diesmal voller Sachkenntnis ein komplexes Thema. Und wie beim letzten Mal halten sich die technikfreundliche Neugierde und eine gehörige Portion Skepsis angenehm die Waage.

Viktor Mayer-Schönberger, Kenneth Cukier: Lernen mit Big Data. Die Zukunft der Bildung
Redline Verlag, 15. August 2014
88 Seiten, 4,99 Euro, als E-Book 3,99