Kurz und Kritisch
"Christentum" begleitet den Leser durch die Geschichte der größten Weltreligion. "Die Göttliche Komödie" ist eine fantasievolle Reise. "Die da oben" setzt sich mit deutschen Chefetagen auseinander.
Christentum. Ein Reiseführer von Michael Langer und Regine Radlbeck-Ossmann
Pattloch Verlag
Religion und Politik, das wissen wir nicht nur durch die Islam-Debatte, sind eng verwoben. Auch wer selbst nicht glaubt, trifft doch allenthalben auf religiös oder spirituell orientierte Menschen, die zugleich politische Menschen sind. Es wäre unklug, die Fakten zu ignorieren: Weltweit gibt es rund 2,3 Milliarden Christen, Tendenz steigend, mit den höchsten Zuwachsraten in Asien. Sollte man also nicht mehr wissen über diese Religion?
Dass das christliche Abendland eine, wenn nicht die entscheidende Komponente unserer westlichen Kultur ist, scheinen manche vergessen - oder gar nicht erst gelernt zu haben: Da gibt es jetzt einen Reiseführer der besonderen Art, er begleitet den Leser verständlich durch den geistigen und geistlichen Kosmos und die Geschichte der größten Weltreligion. Klug und knapp erklären hier zwei Religionswissenschaftler die Grundlagen und philosophischen Denkwelten von Christen. Für alle, die Nachholbedarf haben. Oder einfach mehr wissen wollen.
Die Göttliche Komödie. Hölle von Dante Alighieri
italienisch und deutsch, übersetzt und interpretiert von Hartmut Köhler, Reclam Verlag
Aus der Hölle ins Paradies - diese Art von Reise ist kaum je so phantasievoll und eindringlich beschrieben worden wie von Dante in seinem Vers-Epos "Die Göttliche Komödie". Weltliteratur - aber wer traut sich noch an diesen heavy stuff? Wir meinen: Mit der neuen Übersetzung von Hartmut Köhler sollte man’s wagen.
Der Romanist legt jetzt eine Prosa-Fassung des "Inferno" vor, die unserem Sprachgebrauch näher kommt. Köhler räumt ein, dass der Verzicht auf Vers und Reim herb ist, aber er stellt fest: "Übersetzungen veralten und Formen leider auch." Und: "Wer eine Versübersetzung des vorigen oder vorvorigen Jahrhunderts aufschlägt, der betritt, auch wenn sie mit Könnerschaft gemacht ist, statt Dantes gotischer Kathedrale einen neugotischen Abklatsch." Zudem, da müssen wir ihm recht geben: Auch die ungebundene Rede hat eine Würde. Großes Plus: Zum Verständnis dieser komplexen Literatur liefert der Band ausführliche Kommentare. Also: wieder einen Versuch wert.
Die da oben. Innenansichten aus deutschen Chefetagen von Barbara Nolte und Jan Heidtmann
Edition Suhrkamp
Mancher würde sie gern in der Hölle schmoren sehen, denn ihre Welt gilt nicht als die der Nächstenliebe: Manager, Wirtschaftsbosse. Die Floskelitis ist in diesen Berufen so ausgeprägt wie bei Politikern. Umso erstaunlicher die Gespräche, die Barbara Nolte und Jan Heidtmann mit den Top-Dogs deutscher Konzerne führten.
Ungewohnt reflexiv zeigen harte Hunde Spuren von Selbstkritik. Leere Dauerpräsenz, wenig Schlaf und geringe Lebensqualität prägen ihr Dasein. Der Ex-Bankier Thomas Fischer, zu aktiven Zeiten als Nonkonformist verschrien, ist besonders offen. "Intellektualität … müssen Sie hüten wie ein teu¬res Geheimnis, sonst fallen Sie unangenehm auf”, sagt er und benennt die zentrale Jobqualifikation unverblümt: "Die da oben müssen gut sein im Da-oben-Sein."
Ex-Continental-Chef Hubertus von Grünberg praktiziert dagegen eine andere Spielart des Egoismus: "Es geht um diese Aggressivität eines Planes, für die ich eigentlich lebe." Marschall Blücher, tatsächlicher Urahn dieses preußischen Managers, hätte militärisch korrekt ergänzt: Und für die andere sterben.
Pattloch Verlag
Religion und Politik, das wissen wir nicht nur durch die Islam-Debatte, sind eng verwoben. Auch wer selbst nicht glaubt, trifft doch allenthalben auf religiös oder spirituell orientierte Menschen, die zugleich politische Menschen sind. Es wäre unklug, die Fakten zu ignorieren: Weltweit gibt es rund 2,3 Milliarden Christen, Tendenz steigend, mit den höchsten Zuwachsraten in Asien. Sollte man also nicht mehr wissen über diese Religion?
Dass das christliche Abendland eine, wenn nicht die entscheidende Komponente unserer westlichen Kultur ist, scheinen manche vergessen - oder gar nicht erst gelernt zu haben: Da gibt es jetzt einen Reiseführer der besonderen Art, er begleitet den Leser verständlich durch den geistigen und geistlichen Kosmos und die Geschichte der größten Weltreligion. Klug und knapp erklären hier zwei Religionswissenschaftler die Grundlagen und philosophischen Denkwelten von Christen. Für alle, die Nachholbedarf haben. Oder einfach mehr wissen wollen.
Die Göttliche Komödie. Hölle von Dante Alighieri
italienisch und deutsch, übersetzt und interpretiert von Hartmut Köhler, Reclam Verlag
Aus der Hölle ins Paradies - diese Art von Reise ist kaum je so phantasievoll und eindringlich beschrieben worden wie von Dante in seinem Vers-Epos "Die Göttliche Komödie". Weltliteratur - aber wer traut sich noch an diesen heavy stuff? Wir meinen: Mit der neuen Übersetzung von Hartmut Köhler sollte man’s wagen.
Der Romanist legt jetzt eine Prosa-Fassung des "Inferno" vor, die unserem Sprachgebrauch näher kommt. Köhler räumt ein, dass der Verzicht auf Vers und Reim herb ist, aber er stellt fest: "Übersetzungen veralten und Formen leider auch." Und: "Wer eine Versübersetzung des vorigen oder vorvorigen Jahrhunderts aufschlägt, der betritt, auch wenn sie mit Könnerschaft gemacht ist, statt Dantes gotischer Kathedrale einen neugotischen Abklatsch." Zudem, da müssen wir ihm recht geben: Auch die ungebundene Rede hat eine Würde. Großes Plus: Zum Verständnis dieser komplexen Literatur liefert der Band ausführliche Kommentare. Also: wieder einen Versuch wert.
Die da oben. Innenansichten aus deutschen Chefetagen von Barbara Nolte und Jan Heidtmann
Edition Suhrkamp
Mancher würde sie gern in der Hölle schmoren sehen, denn ihre Welt gilt nicht als die der Nächstenliebe: Manager, Wirtschaftsbosse. Die Floskelitis ist in diesen Berufen so ausgeprägt wie bei Politikern. Umso erstaunlicher die Gespräche, die Barbara Nolte und Jan Heidtmann mit den Top-Dogs deutscher Konzerne führten.
Ungewohnt reflexiv zeigen harte Hunde Spuren von Selbstkritik. Leere Dauerpräsenz, wenig Schlaf und geringe Lebensqualität prägen ihr Dasein. Der Ex-Bankier Thomas Fischer, zu aktiven Zeiten als Nonkonformist verschrien, ist besonders offen. "Intellektualität … müssen Sie hüten wie ein teu¬res Geheimnis, sonst fallen Sie unangenehm auf”, sagt er und benennt die zentrale Jobqualifikation unverblümt: "Die da oben müssen gut sein im Da-oben-Sein."
Ex-Continental-Chef Hubertus von Grünberg praktiziert dagegen eine andere Spielart des Egoismus: "Es geht um diese Aggressivität eines Planes, für die ich eigentlich lebe." Marschall Blücher, tatsächlicher Urahn dieses preußischen Managers, hätte militärisch korrekt ergänzt: Und für die andere sterben.

Cover: "Langer/Radlbeck-Ossmann: Christentum"© Pattloch Verlag

Cover: "Dante Alighieri: Die Göttliche Komödie"© Reclam Verlag

Cover: "Nolte/Heidtmann: Die da oben"© Edition Suhrkamp