Kurz und kritisch

In "Die Rückkehr Asiens" vertritt Kishore Mahbubani die These, dass die Dominanz des Westens im Schwinden ist und Asiens wirtschaftlicher und politischer Aufstieg bevorsteht. John Milton regt in "Das verlorene Paradies" zum Nachdenken über moderne Fragen der Religion an. Und Daniel C. Dennett plädiert in "Den Bann brechen" für eine offene und uneingeschränkte wissenschaftliche Untersuchung von Religion.
Kishore Mahbubani: Die Rückkehr Asiens. Das Ende der westlichen Dominanz
Propyläen Verlag, Berlin

Sehen wir’s mal global: China und Indien gelten zwar noch als Entwicklungsländer, aber wirtschaftlich spielen sie ganz oben mit. Viele Experten meinen sogar: Das 21. Jahrhundert wird ein asiatisches sein. Das glaubt auch Kishore Mahbubani, Politikwissenschaftler aus Singapur. In seinem jetzt auf Deutsch erschienenen Buch vertritt er die These, die Dominanz des Westens sei im Schwinden, nicht nur ökonomisch, sondern auch politisch. Den Aufstieg Asiens wertet der Autor als wichtigen Schritt zu einer tragfähigen Weltgemeinschaft, und deshalb sei der Bedeutungsverlust des Westens, falls dieser sich für die neue Situation öffne, nichts Negatives. - Nun ja, das kommt wohl auf die Perspektive an. Ein wenig mehr sachliches Verständnis für amerikanische und europäische Zukunftsängste wünscht man sich von Mahbubani schon – doch wer die Welt einmal mit asiatischen Augen sehen und seinen Horizont erweitern will, der wird dieses kontroverse Buch mit Gewinn lesen:

John Milton: Das verlorene Paradies
Reclam Bibliothek, Stuttgart

Hätte es keinen Shakespeare gegeben – John Milton gälte heute wohl als bedeutendster englischer Dichter. Sein Epos "Paradise lost", 1667 veröffentlicht, machte ihn berühmt. Nicht nur, dass er darin einen eigenen Sprachstil entwickelte. Beeinflusst von Texten der Bibel und des Dichters Vergil schuf er einen fulminanten Klassiker, der Eingang fand in Werke von Haydn, Penderecki und Nooteboom. Miltons Protagonisten sind Gott und Teufel, Adam und Eva; sein Plot ist der Sündenfall mit der Vertreibung aus dem Paradies – ein zeitloses Thema, wie wir wissen. Milton zu lesen, regt an zum Nachdenken über moderne Fragen der Religion, über die Zukunft des Christentums, über den Untergang des Abendlandes. Das Werk ist jetzt in einer neuen Ausgabe zu haben, die der Verlag veredelt hat mit Illustrationen von William Blake. Übrigens: Milton erklärte später in "Paradise regained", wie der Mensch das Paradies wiedergewinnen könnte. Aber das interessierte dann nicht mehr sonderlich.


Daniel C. Dennett: Den Bann brechen. Religion als natürliches Phänomen
Verlag der Weltreligionen, Frankfurt

"Der Bann, der in meinen Augen gebrochen werden muss, ist die Tabuisierung einer offenen und uneingeschränkten wissenschaftlichen Untersuchung von Religion als einem natürlichen Phänomen unter vielen", schreibt – nein, nicht Richard Dawkins, sondern: Daniel C. Dennett. Der Philosoph und Bewusstseinsforscher, der an der Tufts University in Massachusetts lehrt, versteht zwar die Furcht des Gläubigen vor der Zerstörung des lebensbereichernden Zaubers der Religion. Aber dennoch plädiert er in seinem Buch für eine intensive Erforschung der Religion durch die Wissenschaft. Denn ein Verständnis des Phänomens führt nach seiner Ansicht zu sachkundigeren und gerechten politischen Entscheidungen. Dennett versucht Religion naturalistisch und als Teil einer kulturellen Evolution zu erklären. Und weil ja Darwin gerade so in aller Munde ist, passt dieses Bekenntnisbuch eines Wissenschaftlers gut in die Landschaft.
Kishore Mahbubani: Die Rückkehr Asiens
Kishore Mahbubani: Die Rückkehr Asiens© Propyläen Verlag
John Milton: Das verlorene Paradies
John Milton: Das verlorene Paradies© Reclam Bibliothek
Daniel C. Dennett: Den Bann brechen
Daniel C. Dennett: Den Bann brechen© Verlag der Weltreligionen