Kunstmäzen Peter Raue wird 80

Durstig und hungrig nach Kultur

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Kunstförderer Peter Raue steht in seiner Wohnung in Charlottenburg.
Vertrat Heiner Müller gegen die Brecht-Erben: der Rechtsanwalt und Kunstförderer Peter Raue in seiner Wohnung in Charlottenburg. © picture alliance/dpa/Bernd von Jutrczenka
Peter Raue im Gespräch mit Marietta Schwarz · 03.02.2021
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Peter Raue steht für zahlreiche erfolgreiche Gerichtsprozesse im Namen der Kunst. Der Kunstliebhaber und -förderer ist seit langem eine der zentralen Figuren des Berliner Kulturlebens. Seinen 80. Geburtstag begeht er nachdenklich.
Peter Raue hat selbst für seinen Spitznamen gesorgt. Seit es ihm gelang, 200 MoMa-Gemälde nach Berlin zu holen, ist er schlichtweg: Mr. MoMa.
Als Jurist hat sich Raue in Kulturstreitigkeiten immer wieder profiliert. Als Kunstsammler und -förderer ist er seit langem eine zentrale Figur im Berliner Kulturleben. Nun feiert er seinen 80. Geburtstag. Diesen begeht er ruhig und nachdenklich: "Was anderes als nachdenken können wir zur Zeit nicht", sagt er.

Es kann nur Berlin sein

Im Jahre 2002 konnte Peter Raue den Direktor des Museum of Modern Art in New York überzeugen, während der Renovierung des Hauses bedeutende Bilder aus der Sammlung in Berlin zu zeigen.
Raue erinnert sich: "Er sagte: 'Das könnt ihr nicht bezahlen.' Ich habe gesagt: 'Das lass' mal meine Sorge sein.' Am Ende dieses alkoholreichen Abends war klar: Es kann nur Berlin sein." Die folgende Ausstellung in der deutschen Hauptstadt sahen rund 1,2 Millionen Menschen.
Es gebe Prozesse, die ihm tagelang den Schlaf rauben könnten, gesteht Raue. Freude gemacht habe ihm, Heiner Müller gegen die Brecht-Erben zu vertreten. Oder dem Finanzgericht verständlich zu machen, dass der Berliner Club Berghain Hochkultur sei und damit nur der Sieben-Prozent-Mehrwertsteuer-Regel unterliege. "Ich war als 78-Jähriger eine Nacht im Berghain, wahrscheinlich ein selten gesichtetes Tier, das war großartig."

Ein Kuss durch das Taschentuch

Im Moment ist Raue "durstig und hungrig nach der erlebten Kultur". "Ich kann ja stundenlang streamen", sagt er, "aber es ist doch immer ein Kuss durchs Taschentuch. Das entbehrt jeder Erotik und Sinnlichkeit."
Mit einigen Anti-Corona-Maßnahmen ist er nicht einverstanden - und holt Goethe auf seine Seite: "Es liegt darin so viel verborgenes Gift, und von der Arznei ist es kaum zu unterscheiden."
Er sei empört gewesen, als zu Beginn des zweiten Shutdowns die Shopping Malls offen und die Museen geschlossen waren, sagt Raue: "Das habe ich für irre gehalten und auch für verfassungswidrig, daran hab ich keinen Zweifel."
(mfied)
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