Kunstkritiker über Yusaku Maezawas Weltraumtrip mit Künstlern

Futuristisch und rückwärtsgewandt zugleich

04:34 Minuten
Der japanische Milliardär Yusaku Maezawa steht bei seiner Präsentation als erste Privatperson, die zum Mond reist, vor dem Unterteil einer Rakete.
Milliardär und Kunstmäzen Yusaku Maezawa: Ziemlich traditionelles Kunstverständnis. © picture alliance / AP / Chris Carlson
Carsten Probst im Gespräch mit Gesa Ufer · 18.09.2018
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Der japanische Milliardär Yusaku Maezawa will 2023 den Mond umrunden - mit einer Rakete von Elon Musks Firma Space X. Das besondere an dem Ausflug: Mäzen Maezawa will neun Künstler mitnehmen. Kunstkritiker Carsten Probst findet das Projekt befremdlich.
"Wir lieben den Mond weil wir ihn nicht besitzen können" hat Arthur Schopenhauer einmal gesagt – ob das auch der Grund ist, warum der japanische Milliardär Yazuka Maezawa so vom Mond fasziniert ist? Mondfan Maezawa könnte jedenfalls der erste Zivilist werden, der als Tourist zum Mond fliegt. Für viel Geld natürlich.
Kunstmäzen Maezawa will allerdings nicht allein fliegen, sondern neun Künstler mit an Bord von Elon Musks Rakete nehmen. Neun Vertreter unterschiedlicher Künste, vom Filmregisseur über Schriftsteller, Tänzer, Modedesigner bis hin zum Architekten. Die sollen dann den überwältigenden Eindruck der Reise zum Mond in ihre jeweilige Kunst übersetzen – so der Plan und die Hoffnung.

Traditionelle Kunstauffassung

Kunstkritiker Carsten Probst sagt zu dem Plan von Maezawa im Deutschlandfunk Kultur, es sei doch befremdlich, dass hinter so hochgerüsteten, futuristisch anmutenden, technischen Unternehmungen, Kunstauffassungen durchscheinen würden, die ihrerseits sehr traditionell seien und uns sehr weit zurückführten – und die mit der heutigen Realität so wenig zu tun hätten.
Carsten Probst sieht hinter der Idee für die Reise ein Rückgriff auf ein ziemlich traditionelles Kunstverständnis, dem Sensualismus im 17. und 18. Jahrhundert: Künstler sollen von ihren Eindrücken so sehr überwältigt werden, dass sie besondere Kunstwerk schaffe. Damals habe man sich von erhabenen Eindrücken in der Natur auch eine Erschütterung der Seele erhofft – die dann das Ursprüngliche im Menschen hervorbringe.
Auf gewisse Art sei das Projekt von Musk und Maezawa auch ein erster Schritt zur Vergewöhnlichung des Weltraums, der mit der von Maezawa gebuchten Exkursion zu einer touristischen Attraktion für Leute werde, die meinen, sie hätten sonst schon alles gesehen.
Zerbrechlicher Planet
Probst erwartet jedenfalls keine herausragenden künstlerischen Ergebnisse: Gewiss lasse so eine Reise einen nicht kalt, sagt Probst. Er fügt aber hinzu: "Ich überlege mir, was kann so ein Eindruck eigentlich hinterlassen, auch für Künstler. Eigentlich würden wir nur sehen, dass unser Planet, das Leben auf der Erde, so schön das alles ist, auch furchtbar zerbrechlich ist, dass dieser Planet ganz einsam da im Weltall schwebt – eigentlich wissen wir das alles schon."
(mf)
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