Kunstkritiker über den Verleih von Gemälden

Kein Reisezirkus mit der "Mona Lisa"!

Das weltberühmte Ölgemälde "Mona Lisa" von Leonardo da Vinci hängt im Louvre Museum in Paris.
Die "Mona Lisa" soll um die Welt geschickt werden. Zu Hause ist sie im Pariser Louvre. © imago/Eibner Europa
Nikolaus Bernau im Gespräch mit Gesa Ufer · 02.03.2018
Das berühmte Gemälde "Mona Lisa" von Leonardo da Vinci hängt im Pariser Louvre. Die französische Kulturministerin Françoise Nyssen möchte es gern auf einer Wanderausstellung zeigen. Lasst es sein, warnt der Kunstkritiker Nikolaus Bernau.
Das bekanntestes Kunstwerk in Paris und wahrscheinlich sogar in Frankreich geht möglicherweise demnächst auf Tournee. Die französische Kulturministerin Françoise Nyssen steht schon in Verhandlungen mit dem Präsidenten der Pariser Museen. Der wird wahrscheinlich dagegen sein, seinen größten Publikumsmagneten auf die Reise zu schicken. Warum nicht einfach die Kirche im Dorf und die "Mona Lisa" im Louvre lassen?

Reisezirkus ist ein junges Phänomen

Dass Kunstwerke für Ausstellungen reisen, ist eine vergleichsweise neue Idee, sagt der Kunstkritiker Nikolaus Bernau. Vor dem Zweiten Weltkrieg wurden sie nur selten von A nach B transportiert: wenn sich die Eigentumsverhältnisse änderten, bei Plünderungen, Kriegsschaden-Entschädigungen oder beim ganz normalen Handel. Erst um 1900 begann mit den großen Ausstellungen etwa zur altniederländischen, altdeutschen oder altfranzösischen Kunst der Reisezirkus, der in den 90er-Jahren immer größer wurde.

Werbung für La Grande Nation

Dabei seien die Schäden an den Objekten teilweise erheblich, gerade bei Werken aus Holz und anderen organischen Materialien wie Leinwand, warnt Bernau. Bildungs- oder forschungspolitisch sei die Ausleihe der "Mona Lisa" vollkommen sinnlos, kritisiert er. Durch die Kombination der Werke mit anderen in speziellen Ausstellungen seien keinerlei neue Erkenntnisse zu erwarten.
Bei einem möglichen Verleih handele es sich ausschließlich um eine Staatsrepräsentation von La Grande Nation. Lasst es sein, appelliert Nikolaus Bernau. Die Gefahr sei einfach zu groß. Nicht durch Terrorismus oder Diebstahl, sondern durch den Transport selbst. Er erinnert an den "Mönch am Meer" von Caspar David Friedrich. Bis heute ist dort in der monochromen Leinwand der Riss zu sehen, der durch einen simplen Handhabungsfehler beim Umpacken entstand.
Sein Fazit: Kunstwerke können reisen, aber es müsse einen Sinn haben, der mit den Kunstwerken zu tun hat, nicht mit der Werbung für die Größe einer Nation oder gar deren industrielle und handwerkliche Kompetenz.

"Mona Lisa" war schon in New York

Im Jahr 1911 wurde die "Mona Lisa" gestohlen. Zwei Jahre später tauchte das Gemälde in Florenz wieder auf. Während des Ersten und Zweiten Weltkriegs wurde es aus Sicherheitsgründen versteckt. Ausgeliehen wurde da Vincis Meisterwerk 1963 an Museen in Washington und New York sowie 1974 für Ausstellungen in Tokio und Moskau. 2013 wurde eine Anfrage aus Florenz abgelehnt.
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