Kunsthistorikerin Sabina Magnani von Petersdorff

"Mein Rom ist überall"

Sabina Magnani von Petersdorff
Sabina Magnani von Petersdorff © Sabina Magnani von Petersdorff
Sabina Magnani von Petersdorff im Gespräch mit Susanne Führer  · 05.05.2017
Die Kunsthistorikerin Sabina Magnani von Petersdorff kommt gebürtig aus Rom, sie ist die Tochter der Journalistin Franca Magnani und des Politikers Valdo Magnani. Mit Susanne Führer hat sie über ihren italienisch-deutschen Alltag gesprochen.
Auch nach 35 Jahren in Berlin ist Sabina Magnani von Petersdorff Römerin mit Leib und Seele geblieben.
"Es ist meine Heimat – und ich glaube, dass Heimat etwas anderes ist, als eine Liebe, die man danach gewinnt oder kennenlernt. Also, es ist da, wo ich geboren bin, es ist meine Kultur, meine Sprache. Es ist auch meine Stadt im ästhetischen Sinn; was ich auch sehr viel vermisse – auch hier in Berlin – ist eine Ästhetik der Stadt. Es ist eine Stadt, die nie vom Krieg zerstört worden ist, es war das Zentrum, das Caput Mundi. Und Sie lernen, auch damit umzugehen, dass die Ruinen und die Schönheiten mit dem Alltäglichen dazu gehören – und das prägt ganz stark. Und natürlich: Je mehr Sie im Ausland sind, desto stärker wird diese Zugehörigkeit, weil das natürlich mit der eigenen Identität zu tun hat."

Erst war es ihr zu grau und zu kalt in Deutschland

Als Stipendiatin des DAAD kam die junge Sabina Magnani in den 80er-Jahren nach West-Berlin und wollte danach eigentlich so schnell wie möglich wieder zurück nach Rom; es war zu grau, zu kalt in Deutschland. Außerdem hatte sie ihren Freunden versprochen, auf keinen Fall mit einem Deutschen anzubandeln. Inzwischen ist Sabina Magnani von Petersdorff glücklich verheiratet – mit einem Deutschen – und Mutter von drei Kindern.
Das Grenzüberschreitende wurde ihr schon im Elternhaus vermittelt: Ihre Mutter, die Journalistin Franca Magnani, war jahrelang für die deutschen Fernsehzuschauer Gesicht und Stimme Italiens; ihr Vater, der Politiker Valdo Magnani, war Antistalinist und Eurokommunist, lange bevor seine Partei, die KPI, diesen Kurs einschlug. Trotz des Engagements seien sie begeisterte Eltern gewesen; auch, wenn es Streit gab, sei es ihnen wichtig gewesen, immer im Dialog mit den Kindern zu bleiben.

Als Kind mit einem Hammer ein Riesenloch in die Wand geschlagen

Unvergessen ist Sabina Magnani von Petersdorff eine Episode, die sie als kleines Mädchen erlebte: Ihr eineinhalb Jahre älterer Bruder Marco hatte Angst, dass sich in den Zimmermauern Hexen verstecken könnten. Also griff die Schwester beherzt zu einem Hammer und schlug ein Loch in die Mauer:
"Ich hab' versucht, ihm zu beweisen, dass es keine Hexen gibt, hab' den Hammer genommen und hab' einfach das Loch immer größer und größer gemacht, bis es wirklich ein Riesenloch war. Und gesagt: 'Guck' rein – es gibt keine Hexen.'"
Anstatt zu schimpfen, habe ihre Mutter sie dafür sogar gelobt:
"Ah, da hast ja etwas Praktisches und Realistisches gemacht, um eine Angst zu nehmen. Und ich glaube, das entspricht auch ein bisschen meinem Charakter."
Später studierte sie Germanistik und Kunstgeschichte, promovierte über August Kopisch, den deutschen Schriftsteller und Maler, der 1826 die Blaue Grotte auf Capri entdeckte. Und wenn ihr heute die Berliner Schnauze und das Berliner Wetter zu sehr zusetzen, dann tröstet sie sich:
"Mein Rom ist überall."