Donnerstag, 25. April 2024

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Chile
Bombe explodiert in U-Bahn-Station

Bei einer Bombenexplosion in Santiago de Chile sind mindestens zehn Menschen verletzt worden. Die chilenische Regierung stufte die Detonation als "Terrorakt" ein. Schon seit mehreren Jahren wird das Land immer wieder von Explosionen erschüttert.

09.09.2014
    Polizisten untersuchen am 8. September 2014 den Ort einer Bombenexplosion in Santiago de Chile.
    Polizisten untersuchten den Ort der Bombenexplosion in Santiago de Chile. (afp/RODAS)
    Der Sprengsatz explodierte zur Mittagszeit in einem Abschnitt mit mehreren Imbissständen in der Metro-Station Escuela Militar, die sich direkt an einer Offiziersschule des chilenischen Heeres befindet. Die aus einem Feuerlöscher und einem Zeitzünder gefertigte Bombe war in einem Mülleimer deponiert worden. Eine Frau wurden durch die Explosion mehrere Finger abgerissen. Sechs der Verletzten erlitten Hörschäden.
    Zunächst bekannte sich niemand zu der Tat. Als Verdächtige gelten nach Regierungsangaben zwei junge Männer, die nach der Explosion mit einem Auto flüchteten. Regierungssprecher Álvaro Elizalde sagte, es bestehe kein Zweifel daran, dass es sich um einen "Terrorakt" handle.
    Chiles Präsidentin Michelle Bachelet verurteilte das "abscheuliche" und "feige" Vorgehen der Täter, die auch den Tod unschuldiger Menschen in Kauf genommen hätten. Gleichzeitig rief sie ihre Landsleute dazu auf, Ruhe zu bewahren. "Chile ist und bleibt ein sicheres Land", betonte Bachelet. Innenminimister Rodrigo Peñailillo versprach, die Täter zur Rechenschaft zu ziehen. "Diese Leute haben versucht, unschuldige Menschen zu töten", sagte er.
    In den vergangenen fünf Jahren explodierten in Chile mehr als hundert selbstgebaute Bomben, die meist nur leichte Schäden an Geldautomaten, Schulen, Restaurants oder Botschaftsgebäuden verursachten. Mehrfach bekannten sich anarchistische Gruppen zu den Anschlägen. Nach einer Explosion in einem U-Bahnwaggon Mitte Juli hatte die Regierung die Sicherheitsvorkehrungen verschärft und einen Sonderermittler eingesetzt.
    Proteste gegen Bildungsreform
    Die Regierung von Präsidentin Bachelet steht derzeit wegen der geplanten Bildungsreform in der Kritik. Vor gut zwei Wochen gingen zehntausende Menschen für eine Mitsprache bei dem Großprojekt auf die Straße. Die seit März amtierende sozialistische Präsidentin Michelle Bachelet hat versprochen, das staatliche und kostenlose Bildungsangebot wieder auszubauen. Die Studenten befürchten aber, dass die rechte Opposition im Parlament eine grundlegende Reform verhindern könnte. So könnten beispielsweise Zuschüsse zu Studienkrediten wegfallen.
    Chile erlebte seit einigen Jahren massive Proteste von Schülern und Studenten, die ein kostenloses und staatliches Bildungssystem einforderten. Unter der Pinochet-Diktatur (1973-1990) waren die Hochschulen weithin privatisiert worden. Studieren in Chile ist teuer, und die begehrten Plätze an staatlichen Universitäten sind extrem knapp.
    (fwa/jcs)