Kunstbiennale Venedig 2019

"Seitdem freue ich mich unentwegt"

Franciska Zolyom, Kuratorin und Direktorin der Stiftung Galerie für Zeitgenoessische Kunst (Karl-Tauchnitz-Strasse 9-11 in Leipzig), aufgenommen am 13.09.2013. Foto: Tom Schulze dpa | Verwendung weltweit
Den nächsten Löwen im Blick? Franciska Zólyom © picture alliance / zb
Franciska Zólyom im Gespräch mit Timo Grampes · 23.01.2018
Die Kunsthistorikerin Franciska Zólyom wird den deutschen Pavillon auf der Kunstbiennale Venedig 2019 gestalten. Keine ganz leichte Aufgabe, wenn man bedenkt, dass die deutsche Präsentation auf der letzten Biennale den Goldenen Löwen gewann.
Die Berufung, den deutschen Pavillon auf der Kunstbiennale von Venedig 2019 zu kuratieren, bekam Franciska Zólyom per SMS. "Ich dachte, vielleicht ist das ein Scherz von Freunden oder Kollegen", sagt die Direktorin der Galerie für zeitgenössische Kunst in Leipzig. Doch es sei eine spannende Aufgabe: "Seitdem freue ich mich unentwegt."
Außenminister Gabriel würdigte Zólyom als eine "herausragende Kuratorin", die mit ihrer Vita für einen pro-europäischen Kunstbegriff jenseits nationaler Grenzen stehe. Das bestätigt die 44-Jährige: "Ich bin tatsächlich eine überzeugte Europäerin". Aber Europa sei ein Begriff, der immer mit Verantwortung verbunden sei, etwa sich mit der Kolonialgeschichte auseinanderzusetzen.

Noch keine konkreten Pläne für 2019

Konkrete Pläne für den Pavillon von 2019 hat die gebürtige Ungarin noch nicht. Sie werde in Kürze nach Venedig fahren, um sich das Gebäude im leeren Zustand anzuschauen. "Ich würde gern vom Raum ausgehen und dann möglichst mit Künstlerinnen und Künstlern in einen Dialog treten, um eine Präsentation für nächstes Jahr zu erarbeiten."
Es sei immer am spannendsten, unterschiedliche Wahrnehmungen zusammenzubringen. "Wenn man sich auch bemühen muss, ein gemeinsames Verständnis herzustellen bzw. Begriffe, von denen man meinte, die klar umreissen zu können, vielleicht durch die Linse von Jemandem, der anders geprägt ist, der anders denkt, noch mal neu zu betrachten".
Der deutsche Pavillon in Venedig (Italien), aufgenommen am 29.05.2013 - in dem Gebäude wird der französische Beitrag präsentiert. Deutschland und Frankreich haben für die diesjährige Kunst-Biennale die Pavillons getauscht und nutzen sie als Plattform für internationale Künstler. Die 55. Internationale Kunstausstellung, La Biennale di Venezia 2013, wird am 1. Juni eröffnet. Felix Hörhager/dpa | Verwendung weltweit
55. Kunst-Biennale Venedig - Deutscher Pavillon© dpa / Felix Hörhager
Der deutsche Pavillon in Venedig wurde 1938 von dem Architekten Ernst Haiger im Auftrag der Nazis umgestaltet und besitzt seitdem eine ausgeprägt nationalsozialistische Monumentalität. Eine Tatsache, mit der auch Zólyom umgehen muss. Das sei ein dunkles Kapitel der deutschen Geschichte und die Gefahr des Vergessens sei groß, aber "was sind die Fragen, was sind die Ansätze heute, um gegen Gewaltherrschaft, gegen Diskriminierung, gegen Ausgrenzung, Vernichtung von Menschen, von Kulturen, Stellung zu beziehen?"

Zólyom lässt sich nicht schrecken

Dass der deutsche Pavillon auf der letzten Biennale 2017 mit der Kuratorin Susanne Pfeffer den goldenen Löwen gewonnen hat, schreckt Franciska Zólyom nicht. Sie kenne die Arbeit von Pfeffer seit Jahren und die Auszeichnung in Venedig spreche für sich: "Aber meine Aufgabe ist weniger nach hinten zu schauen, als vielmehr in Richtung 2019 zu linsen."
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