"Kunst muss immer spektakulärer werden"

Moderation: André Hatting |
In der Neuen Nationalgalerie in Berlin stellte die italienische Künstlerin Vanessa Beecroft 100 nackte Frauen aus. Dieses Event war Anlass der Feuilletons wieder einmal darüber zu streiten, was ist Kunst und was ist Unsinn, wo fängt Kunst an und wo hört sie auf.
Vanessa Beecroft erfülle mit ihrer Ausstellung alle Klischees, die sich im 20. Jahrhundert herausgebildet haben, so der Kunsthistoriker Hanno Rauterberg. Eine junge italienische Künstlerin stellt 100 junge nackte Frauen aus: Ein besseres Erfolgskonzept könne man sich für diesen Kunstmarkt kaum ausdenken. Kunst müsse heute tolldreist, provokativ, existentialistisch sein, hätte uns zu irritieren, müsse Grenzen des Herkömmlichen sprengen.

"Das Problem dabei ist, dass es immer weniger Tabus gibt, die sich auflösen lassen, immer weniger Grenzen, die zu überschreiten sind. Also muss sich ein Künstler immer spektakulärer gebären."

Rauterberg, Redakteur des Feuilletons der "Zeit", kritisiert die Homogenisierungsgelüste im Kunstbetrieb. In der Kunst würde immer mehr über einen Kamm gebürstet. Kunst müsse kritisch sein, sie müsse politisch sein und so weiter. Kunst könne aber ganz verschiedene Funktionen haben.

"Kunst, die einem einfach nur gefällt, auch das kann eine berechtigte Funktion von Kunst sein."

Die Sofakunst sei zu unrecht zu einem der schlimmsten Schimpfwörter im Kunstbetrieb geworden.

Sie können das vollständige Interview mit Hanno Rauterberg nachhören (Audio in der rechten Spalte).
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