Kunst der NS-Diktatur im virtuellen Raum

Von Oliver Heilwagen · 20.10.2011
Bislang ist dieses Stück der Kulturpolitik des NS-Regimes nie systematisch aufgearbeitet worden. Eine Datenbank namens "GDK Research" wird jetzt im Internet Kunstwerke, die von 1937 bis 1944 im Münchener Haus der Kunst gezeigt wurden, für jedermann kostenlos online zugänglich machen.
Drei Jahre lang haben das Zentralinstitut für Kunstgeschichte in München, das Haus der Kunst und das Deutsche Historische Museum in Berlin an der Datenbank gearbeitet. Als Grundlage dienten sechs Fotoalben aus der NS-Zeit, in denen die sechs Kunstausstellungen von 1938 bis 1943 lückenlos dokumentiert sind. Diese Fotos wurden eingescannt und elektronisch aufbereitet.

Nun kann man im Internet die Ausstellungen virtuell Raum für Raum abschreiten und für jedes Werk alle bekannten Angaben aufrufen: Titel und Künstler, Entstehungsjahr und Verkaufspreis, falls es verkauft wurde.

Alljährlich besuchten zwischen 400 und 850.000 Menschen die Ausstellungen. Bei allen Verkäufen kassierte das Haus der Kunst zehn Prozent Provision. NS-Kunst war Chefsache: Als Vorsitzender der GDK-Jury entschied Adolf Hitler persönlich, welche Gemälde und Skulpturen ausgestellt werden sollten und welche nicht.

Der Diktator war zugleich sein bester Kunde: Von den rund 6000 verkauften Exponaten erwarb Hitler allein mehr als 800 und gab dafür fast sieben Millionen Reichsmark aus. Dabei war nur ein Bruchteil der gezeigten Werke ideologisch gefärbt, die meisten bedienten einen bieder konservativen Kunstgeschmack.

Service:
Die Datenbank zum Forschungsprojekt "Große Deutsche Kunstausstellungen" wird um 21:00 Uhr unter www.gdk-research.de freigeschaltet.