Kulturszene in Griechenland nach Ende des Kreditprogramms

Kein Plan für die Zukunft

Blick aus dem Akropolis Museum über die griechische Hauptstadt Athen, aufgenommen am 19.5.2018, dem International Museum Day
Akropolis Museum in Athen: Eine der wenigen großen Kulturinstitutionen Griechenlands, die keine finanziellen Probleme hat. © picture alliance / NurPhoto / Giorgos Georgiou
Alexis Alatsis im Gespräch mit Vladimir Balzer · 20.08.2018
Seit 2010 musste Griechenland viele schmerzhafte Reformen umsetzen, um dem Staatsbankrott zu entgehen. Auch die Kultur hat schwer gelitten. Sie ist finanziell inzwischen abhängig von zwei Stiftungen, berichtet der Kulturmanager Alexis Alatsis.
Griechenlands Kulturszene hat die Krise überlebt - aber mehr schlecht als recht, meint der Theaterregisseur und Kulturmanager Alexis Alatsis: "Es wurde so organisiert, dass keine großen Einrichtungen komplett sterben. Das wäre wahrscheinlich für die Politik untragbar", sagte er im Deutschlandfunk Kultur: "Aber gleichzeitig wurde es nicht so gefahren, dass diese Institutionen nach wie vor fürs kulturelle Leben Griechenlands etwas Sinnvolles produzieren können."
Der Regisseur und Kulturmanager Alexis Alatsis
Der Regisseur und Kulturmanager Alexis Alatsis© privat
Zu den wenigen Ausnahmen zählen das Nationaltheater und die Museen, die durch den Tourismus am Leben gehalten werden - wie das Akropolis Museum, die großen Archäologischen Museen und das Athener Festival. "Aber alles andere, alle anderen Einrichtungen, mittlere Festivals und Theater, die früher subventioniert wurden, die haben es einfach nicht mehr geschafft", klagte Alatsis.

Direkte Abhängigkeit von Stiftungen

Diese kleineren Theater und kulturellen Orte wurden umfunktioniert. Man könne sie mieten, wenn man Geld habe, aber sie könnten kein eigenes Programm mehr machen. Weil es diese Orte noch gebe, werde das Ausmaß der Krise nicht direkt sichtbar für die Bevölkerung, sagte der Regisseur. Kultur finde dort allerdings nur noch theoretisch statt.
Allein das Geld der großen Stiftungen - wie etwa Onassis und Niarchos - könne noch weiterhelfen, weil es kaum noch staatliche Subventionen gebe: "Es ist fast so, als hätte die Politik die Schlüssel des Kulturprogramms an diese beiden Stiftungen abgeben. Abgesehen vom Nationaltheater und dem Athener Festival wird alles andere aus den beiden Stiftungen finanziert. Dabei hängt zum Beispiel die noch ausstehende Öffnung des Museums für zeitgenössische Kunst davon ab, ob die Niarchos-Stiftung es mitfinanziert."

Tendenz zum Amateurhaften

So entsteht, warnt Alatsis, eine direkte Abhängigkeit der Kulturszene von den Stiftungen. Seitens der Politik sei kein Plan für die Zukunft zu erkennen. Dennoch gebe es den Willen, aktiv zu bleiben und neue Wege zu gehen. Zugleich habe aber der Geldmangel "eine totale Nivellierung weiter nach unten produziert". Einerseits sehe es so aus, als ob viele junge Menschen wegen der Krise den Weg in die Kultur gefunden hätten. Andererseits seien dann aber Produktionen entstanden, die doch sehr ins "Amateurhafte" tendierten.
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