Kulturgeschichte für Kinder

Wie das Bauhaus in die Welt getragen wurde

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Auf der Illustration aus dem Buch "Mit dem Bauhaus um die Welt" ist eine Straßenszene in Tel Aviv gezeichnet.
Straßenszene in Tel Aviv: "Mit dem Bauhaus um die Welt" ist der Titel des neuesten Buchs von Ingolf Kern. © Verlag Seemann Henschel
Ingolf Kern im Gespräch mit Joachim Scholl · 08.10.2019
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Das Bauhaus feiert 100-jähriges Jubiläum - und in Ingolf Kerns Kinderbüchern kann auch der Nachwuchs dessen Ideen und Werke kennenlernen: Im Neuesten geht es um die Exilgeschichte. Was sie bewirkt habe, wolle er kindgerecht vermitteln, so der Autor.
100 Jahre Bauhaus: Das ist eines der großen kulturellen Themen in diesem Jahr, viele Publikationen sind jetzt zu der so einflussreichen Bau-Kunst-Bewegung erschienen. Dass auch Kinder beim Begriff "Bauhaus" nicht nur an den gleichnamigen Baumarkt denken, dafür sorgt Ingolf Kern schon seit Längerem: Er hat bereits fünf Bauhaus-Bücher für den Nachwuchs geschrieben und Ende Oktober erscheint ein weiteres: "Mit dem Bauhaus um die Welt - Folge den Spuren berühmter Bauhäusler". Illustriert ist es von Zsuzsanna Ilijin. Ingolf Kern leitet die Abteilung Medien und Kommunikation bei der Stiftung Preußischer Kulturbesitz.
Sein Drang, daneben das Bauhaus Kindern nahe zu bringen, komme daher, dass er vor seiner aktuellen Tätigkeit fünf Jahre lang für im Bauhaus in Dessau gearbeitet habe, erklärte Kern im Deutschlandfunk Kultur. Und er habe das Interesse für das Bauhaus nicht verloren. "Man sagt: Einmal Bauhäusler, immer Bauhäusler." Das sei historisch schon so gewesen und so gehe es ihm auch. "Ich tauche unglaublich gerne in diese Geschichte ein und versuche, für Kinder das Bauhaus in Architektur, in Design zu erklären."

Die Bauhausgeschichte weitergeben

Kinder und Spielzeug hätten am Bauhaus immer eine große Rolle gespielt, sagte Kern zu seiner Motivation für die Kinderbücher. So sei etwa die Kinderwiege von Peter Keler eine "Ikone der Bauhausgeschichte". Alma Siedhoff-Buscher habe Spielzeug entworfen für Kinder, beispielsweise das Schiffbauspiel. Bei Marcel Breuer seien es Kinderstühle gewesen.
Cover des Buchs "Mit dem Bauhaus um die Welt" von Ingolf Kern, illustriert von Zsuzsanna Ilijin.
Im Buch "Mit dem Bauhaus um die Welt" geht es darum, wie sich die Ideen des Bauhauses in der Welt verbreiteten.© Verlag Seemann Henschel
Hinzu komme: "Ich habe in meiner Zeit am Bauhaus sehr viele Bauhaus-Kinder kennengelernt." So etwa Tochter von Hannes Meyer, die Tochter von Gunta Stölzl, den Sohn von Alma Siedhoff-Buscher. "Und alle haben mir berichtet, wie toll das Leben am Bauhaus auch für Kinder war, wie fantasiereich das war." So sei die Idee zu den Büchern wohl enstanden: "Wir geben diese Bauhausgeschichte einfach weiter an nachfolgende Generationen."

Mit Alltagsgegenständen spielen

Interessiert so eine Bewegung, ein Monument wie das Bauhaus Kinder? "Es ist generell so, dass Kinder ja sehr gerne bauen", erklärte Kern. Bei seinen eigenen Kindern, die noch sehr klein seien, merke er immer wieder, "dass eben ein Tisch ein Boot sein kann oder ein Schrank ein Kasperletheater". Und genauso sei es im Haus am Horn, dem Versuchshaus des Bahauses in Weimar, ja auch gewesen: dass man einfach mit Dingen, die Alltagsgegenstände sind, spielen kann.
Im neuen Buch "Mit dem Bauhaus um die Welt" erzählen Kinder aus verschiedenen Ländern über ihre Großeltern, die beim Bauhaus waren und diese Idee in die Welt getragen haben. "Die Migrationsgeschichte des Bauhauses ist so wichtig wie das Bauhaus selbst", so Kern. Er habe versucht, den Kindern diese Exilgeschichte, die im Zusammenhang mit dem Nationalsozialismus steht, nahe zu bringen; zu vermitteln, dass das Bauhaus vertrieben wurde. Dass aber durch diese Migration gleichzeitig das Bauhaus auch in die Welt getragen worden sei.
(abr)
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