Kulturelles Feature

El Mago

Von Christine Siebert · 20.01.2006
Evita Peron, Diego Maradona – und Carlos Gardel: die heilige Dreifaltigkeit Argentiniens. Aber Uruguay und Frankreich streiten sich um den Geburtsort des Tangokönigs und Latin Lovers des amerikanischen Kinos. Und einzig die Kolumbianer glauben zu wissen, wo Carlos Gardel hingehört: in die Andenmetropole Medellin.
Dort ging 1935 sein Flugzeug in Flammen auf; seitdem scheint er als Schutzengel über der Stadt zu schweben. In Medellin ist Carlos Gardel allgegenwärtig. Denkmäler wurden errichtet. Und es gibt ein Gardel- Zentrum mitten in einem der explosiven Barrios. Die Straßen und Schenken hallen wider von seinen Tangos. Sammler horten hunderte von Aufnahmen. Und seine Lieder stimmen Drogen-Dealer nostalgisch und rühren Banditen zu Tränen. Für die sozial Erniedrigten ist Gardel ein kollektiver Traum.

"Er ist der, dem der Aufstieg gelungen ist von dem dunkelsten Loch bis zu den blendendsten Festen der internationalen Großbourgeoisie", so der Soziologe Juan José Sebrell. Und Sebrell ist nicht der einzige Wissenschaftler, der sich über den Mythos Gardel Gedanken macht. Gerade nach Medellin reisen Gardel-Spezialisten aus aller Welt immer wieder zu Kongressen an.