Kulturaustausch mit der Elfenbeinküste

Enttäuschung nach der Flucht von fünf afrikanischen Tänzern

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Die ivorische Tanzgruppe "Les pieds dans la mare" mit ihrem Stück "Ma vie en rose" zu Gast in Berlin-Spandau.
Die ivorische Tanzgruppe "Les pieds dans la mare" feierte in Berlin-Spandau Premiere, obwohl ihr fünf Tänzer abhanden gekommen sind. © Patryk Sebastian Witt
N’Zi Kouassi Alexandre Dieu-Donné im Gespräch mit Susanne Burkhardt  · 22.02.2020
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Die Flucht von fünf Tänzern bei einem Gastspiel in Berlin-Spandau sorgt für Aufregung in den Künstlerkreisen der Elfenbeinkünste. Nun ist die Sorge groß, dass es mit der Erteilung von Visa in Zukunft noch schwieriger werden könnte.
Es sollte ein ganz besonderes Gastspiel werden: Die ivorische Tanzgruppe "Les pieds dans la mare" sollte mit ihrem Stück "Ma vie en rose" in der Jugendtheaterwerkstatt Spandau auftreten, mit einem Stück, inspiriert vom Erdbeben in Haiti 2010. Für Ende Januar waren die Vorstellungen geplant, der Austausch seit Jahren organisiert, doch dann verschwanden fünf der jungen Tänzer während der Proben.
Die Aufführungen fanden dennoch statt. Es hatte bereits vorher Zweifel und bürokratische Hindernisse bei den deutschen Behörden gegeben, ob die Rückkehrwilligkeit der afrikanischen Tänzer wirklich gegeben sei.
N’zi Kouassi Alexandre Dieu-Donné leitet das Kulturprogramm des Goethe-Instituts in Abidjan, der Hauptstadt der Elfenbeinküste.
N’zi Kouassi Alexandre Dieu-Donné leitet das Kulturprogramm des Goethe-Instituts in Abidjan und ist enttäuscht über seine geflüchteten Kollegen. © Stefan Meisel/Goethe-Institut.
"Wir waren davon überzeugt, dass unsere Künstler reisen werden und zurückkommen werden", sagt N’Zi Kouassi Alexandre Dieu-Donné. Er leitet das Kulturprogramms des Goethe-Instituts in Abidjan, der ehemaligen Hauptstadt der Elfenbeinküste, und hat das Projekt in Berlin-Spandau mit initiiert. Die Reaktionen auf den Vorfall seien unter Künstlern in Abidjan jetzt sehr heftig ausgefallen und auf Facebook werde viel diskutiert. Die Sorge vor größeren Visaproblemen sei groß. "Sie werden als Verräter betrachtet, nicht als Leute, die etwas geschafft haben."

Gefahr für Kulturaustausch

Er glaube, dass die Tänzer nicht in Deutschland bleiben würden, sagt Dieu-Donné. Vermutlich würden die jungen Männer nach Frankreich oder Belgien weiter reisen – schon wegen mangelnder deutscher Sprachkenntnisse. Diese Flucht untergrabe die Möglichkeiten anderer Austauschprojekte, schaffe eine Atmosphäre des Misstrauens und sabotiere die Bemühungen, Brücken zwischen verschiedenen Kulturen zu schlagen. Er habe vor der Reise für alle Künstler neun dicke Formulare für die Schengen-Visa persönlich ausgefüllt und damit viel Zeit verbracht, deshalb sei er jetzt von den "Jungs" enttäuscht. "Das zerstört ein bisschen die Arbeit, die wir vor Ort machen", sagt Dieu-Donné.
Die ivorische Tanzgruppe "Les pieds dans la mare" machte vor dem Brandenburger Tor in einer Performance deutlich, dass fünf Tänzer  bei dem Gastspiel geflüchtet waren.   
Mit einer Performance vor dem Brandenburger Tor machte die ivorische Tanzgruppe ihr Problem deutlich. © Patryk Sebastian Witt
Er hätte kein Problem damit gehabt, wenn die Tänzer einen anderen Weg gefunden hätten, in Deutschland zu bleiben. "Sie haben die Chance der kommenden Generation zerstört", so Dieu-Donné. Offenbar hätten die jungen Männer nur an sich selbst gedacht. Erst in der vergangenen Woche seien die Visaanträge für eine Tanzschule abgelehnt worden, die das Theater Kampnagel in Hamburg eingeladen hatte. "Das war sicherlich eine direkte Folge der Flucht im Januar."
(gem)
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