Kulturarbeit in Zeiten des Populismus

Die Bühne und die Abgehängten

NRW, Ruhrgebiet, Dortmund, Nordstadt, Der Stadtbezirk Innenstadt-Nord gilt mit 53.000 Einwohnern und einer Bevölkerungsdichte von 36,7 Einwohnern pro Hektar als größtes und dicht besiedelstes, zusammenhängendes Altbaugebietes im Ruhrgebiet.
Armut im Ruhrgebiet © imago/Ralph Lueger
Schorsch Kamerum und Esra Küçük im Gespräch mit Gesa Ufer · 05.12.2016
Pegida, AfD, Brexit, Trump - die Wut der "Abgehängten" bestimmt den öffentlichen Diskurs und die Politik. Wie gehen Künstler und Kulturarbeiter damit um? In unserer Sendung Kompressor haben wir mit der Sozialwissenschaftlerin Esra Küçük und dem Theaterregisseur Schorsch Kamerun darüber gesprochen.
Wie umgehen mit dem schäumenden Zorn all jener, die sich abgehängt fühlen von der Gesellschaft und den so genannten Eliten? Dieser Frage müssen sich nicht nur Politiker stellen - auch die Kultur sucht nach einem Umgang. Im Kompressor haben wir die Sozialwissenschaftlerin und Leiterin des Forums am Berliner Maxim-Gorki-Theater, Esra Küçük, sowie den Sänger, Autor und Theaterregisseur Schorsch Kamerun befragt, ob sich die kulturellen Institutionen zu wenig auf die Abgehängten eingestellt haben.
Dass die soziale Frage nun plötzlich wieder ins Zentrum rücke, verwundert Kamerun. "Hat man das nicht eigentlich immer versucht?" Gleichzeitig frage er sich allerdings auch, warum er sich in der ganzen Debatte überhaupt angesprochen fühle. "Liegt es daran, dass ich tatsächlich überhaupt keinen Kontakt habe zu denen, die wir meinen? Ist das so? Wenn das so ist, dann müssen wir vielleicht feststellen, dass einfach vielleicht auf einen ewigen Rückblick arrogant gehandelt haben, arrogant diskutiert haben und uns eben nicht verknüpft fühlen."
Ähnlich sieht es Küçük. Sie glaube zwar nicht, dass man die Dimension von oben und unten zu lange vernachlässigt habe. Das Einsetzen für Unterrepräsentierte wie weniger Privilegierte, sei immer schon eine zentrale soziale Komponente gewesen. Ein Versäumnis sei jedoch, dass es im Grunde immer nur gelungen sei "zu debattieren, wer nicht dazu gehört - aber eben nicht (...) eine positive gemeinsame Narration zu formulieren, wer wir sind im positiven Sinne."
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