Kulissenbühne mit Schnellverwandlung

Das barocke Operntheater in Gotha

28:36 Minuten
Auf der Bühne des Ekhof-Theaters proben Schauspieler am 01.07.2015 in Gotha (Thüringen) eine Szene der Komödie "Der Impresario von Smyrna" von Carlo Goldoni.
Auf der Bühne des Ekhof-Theaters proben Schauspieler eine Szene © picture alliance / dpa / Martin Schutt
Von Kirsten Liese · 02.06.2019
Es gibt nur noch sehr wenige Operntheater des 17. Jahrhunderts, die über barocke Bühnenmaschinen verfügen. Die älteste und einzige original erhaltene Maschine in Deutschland findet sich im Ekhof-Theater auf Schloss Friedenstein in Gotha.
Stolz und majestätisch thront das Schloss "Friedenstein" über der Gothaer Altstadt. Fast unverändert hat sich die frühbarocke gigantische Anlage mit ihren prunkvollen Herrschaftsräumen, dem großen Innenhof und dem weitläufigen Park erhalten. Erbaut wurde sie von Ernst dem Frommen, Herzog von Sachsen-Gotha, mitten im Dreißigjährigen Krieg.
Das im Westflügel des Schlosses lokalisierte Ekhof-Theater ist das älteste komplett erhaltene Barocktheater in Deutschland. Auf der Europäischen Route "Historischer Theater", die vom Norden Finnlands bis in den Süden Italiens rund 120 Bühnen verbindet, stellt es ein besonderes Juwel dar: Bahnbrechend wurde hier Theatergeschichte geschrieben.
Der weiße Zuschauerraum mit nur 165 rot gepolsterten Sitzplätzen und dem majestätischen Portal über der Rampe ist ein intimer, prächtiger Ort mit einer sehr guten Akustik. Vor allem auf der schmalen Galerie, wo dicht gedrängt nur sehr wenige Zuschauer Platz finden, stellt sich eine Aufführung als ein einmaliges Erlebnis dar. Die Hauptattraktion ist freilich die historische Bühnenmaschine.

Die Illusion großer Raumtiefe

Die Erfindung der spektakulären Bühnenmaschine kam aus Italien. Sie sorgte über die Alpen hinweg für Furore an deutschen Höfen. Es war Herzog Friedrich I., der Sohn Ernst des Frommen, der, nachdem er 1670 an die Regierung gekommen war, an seinem Hof ein Theater mit einer solchen Kulissenbühne haben wollte. 1683 führte er sie anlässlich des Geburtstags seiner Gattin dem begeisterten Publikum vor. Es ließ sich beeindrucken von den blitzschnellen Bilderwechseln und erlag der Illusion großer Raumtiefe.
Mitte des 18. Jahrhunderts erfreuten sich am Gothaer Ekhof-Theater die Werke des ansässigen Hofkomponisten Georg Anton Benda großer Beliebtheit. Benda schrieb Melodramen mit gesprochenen Texten wie "Ariadne auf Naxos" und komische Opern wie "Der Jahrmarkt". Mit dem bedeutenden Schauspieler und Regisseur Conrad Ekhof, dem das Gothaer Theater seinen Namen verdankt, arbeitete er eng zusammen. Im Auftrag des Herzogs Ernst II. formte Ekhof aus einer Schauspieltruppe ein festes Ensemble. Noch dazu prägte er einen realistischen Inszenierungsstil aus.
Mehr zum Thema