Kroatische Hafenstadt Rijeka

Titos Jacht soll Museum werden

Die Jacht des jugoslawischen Staatspräsidenten Josip Broz Tito liegt in der kroatischen Hafenstadt Rijeka. Sie soll in ein Museum mit Restaurant und Hostel umgewandelt werden.
Hat schon glanzvollere Tage erlebt: Die Jacht des jugoslawischen Staatspräsidenten Josip Broz Tito liegt in der kroatischen Hafenstadt Rijeka und rostet. © imago / Pixsell
Von Karla Engelhard · 22.08.2016
Jugoslawiens Staatspräsident Josip Broz Tito reiste viel: Und weil er Flugangst gehabt haben soll, vor allem mit seiner Jacht. Hier feierte der Lebemann auch rauschende Partys mit Hollywood-Stars wie Elizabeth Taylor und Sophia Loren. Nun soll die Jacht zum Museum umfunktioniert werden.
Fast drei Jahrzehnte lang umschiffte Jugoslawien Staatspräsident Josip Broz Tito mit seiner Amtsjacht "Galeb" (Möwe) die halbe Welt. Auf dem Schiff bewirtete der Staatsmann Tito unter anderem die britische Königin Elisabeth, den sowjetischen Parteichef Leonid Breschnew und den österreichischen UN-Generalsekretär Kurt Waldheim. Auf dem Deck seiner Prachtjacht feierte Tito mit Hollywood-Stars wie Elizabeth Taylor, Richard Burton und Sophia Loren.
Hollywood-Stars zu Besuch: Richard Burton und Elizabeth Taylor werden vom jugoslawischen Staatspräsidenten Josip Broz Tito begrüßt.
Hollywood-Stars zu Besuch: Richard Burton und Elizabeth Taylor werden vom jugoslawischen Staatspräsidenten Josip Broz Tito begrüßt.© imago/ZUMA/Keystone
Die kroatische Hafenstadt Rijeka hat das Schiff vor geraumer Zeit von Montenegro gekauft. Nun soll es Teil des Projektes "Europäische Kulturhauptstadt Rijeka 2020" werden. Damit soll nicht die Tito-Nostalgie genährt, sondern das Image der Stadt Rijeka aufgebessert werden.

Titos Jacht liegt im Hafen und rostet

Die "Galeb", übersetzt "Möwe", ist eins der größten Schiffe im Hafen von Rijeka. Rund 117 Meter lang, 15 Meter breit und gut sieben Meter hoch - ein unübersehbarer Koloss. Die Stadt Rijeka hat die einstige Amtsjacht des jugoslawischen Staatspräsidenten Josip Broz Tito für nur 150.000 Dollar gekauft. Seitdem liegt sie im Hafen, rostet und kostet.
Die hölzernen Schiffplanken sind an vielen Stellen mit einer dünnen Betonschicht überzogen, um das Holz zu schützen: Im Hauptsalon wurde gearbeitet, gegessen, getanzt. Außerdem wurden an Bord Filme gezeigt. Auch ein Klavier gehört zum Zubehör der Jacht. Heute gibt es keinen Ton mehr von sich.
Aber der große festgeschraubte Konferenztisch, die pastellfarbenen Polsterstühle, die herausziehbare Filmleinwand und das portable Rednerpult, sind zwar verstaubt, aber in erstaunlich gutem Zustand. Auch die Wohn- und Schlafräume von Tito und seiner Gattin Jovanka sind fast unversehrt. Seit dem Tod von Tito 1980 hat hier niemand mehr übernachtet.
Lebemann und Genießer: Der jugoslawische Staatspräsident Josip Broz Tito mit seiner Frau Jovanka in ihrem Haus auf der Insel Vanga 1956.
Lebemann und Genießer: Der jugoslawische Staatspräsident Josip Broz Tito mit seiner Frau Jovanka.© imago/United Archives International
"Das Schiff wurde von Italienern 1937, 1938 gebaut und diente als Handelsschiff", erzählt der heutige Kapitän des Schiffes Zeljko Matejcic. Mit dem Beginn des Zweiten Weltkriegs wäre es zum Kriegsschiff umfunktioniert worden. "Es transportierte Soldaten und Waffen. Als Italien 1943 vor Hitler-Deutschland kapitulierte, wurde es ein Minenleger für die deutsche Kriegsmarine."

Museum, Cafés und Hostel sollen in der Jacht Platz finden

Die Alliierten versenkten schließlich das Kriegsschiff vor Rijeka. Nach vier Jahren wurde es 1948 von Spezialisten der jugoslawischen Armee geborgen. Wieder instandgesetzt wurde auf dem Schiff Offiziere ausgebildet. Der jugoslawische Staatschef Josip Broz Tito erwählte das Schulschiff Anfang der 1950er-Jahre zu seiner schwimmenden Residenz und umschiffte damit die halbe Welt.
Die Stadt erklärte das Schiff kurzerhand zum Herzstück der "Europäischen Kulturhauptstadt Rijeka 2020" und hofft auf Fördergelder der Europäischen Union. Rund fünf Millionen Euro würden für den Anfang reichen, meint der Bürgermeister Vojko Obersnel. Ein Teil des Schiffes soll in ein Museum über die Geschichte des Schiffes verwandelt werden. Aber auch Cafés, Restaurants, Konferenzräume und ein Hostel könnten Platz finden. Wann das geschehen wird, ist allerdings noch völlig offen.
Mehr zum Thema