Kritik an Belarus

Alles kann zur Gefahr werden

08:23 Minuten
Die Sportlerin Kristina Timanowskaja
Die Sportlerin Kristina Timanowskaja hat ein humanitäres Visum für Polen bekommen. © imago / Andreas Gora
Vitali Alekseenok im Gespräch mit Stephan Karkowsky · 03.08.2021
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Die Sportlerin Kristina Timanowskaja kritisierte öffentlich belarussische Sportfunktionäre und sollte daraufhin gegen ihren Willen nach Belarus geflogen werden. Der belarussische Dirigent Vitali Alekseenok glaubt, dass das Regime sich selbst zerstöre.
Die belarussische Sportlerin Kristina Timanowskaja widersetzte sich bei den Olympischen Spielen in Tokio erfolgreich, als sie gegen ihren Willen nach Hause geflogen werden sollte. Zuvor hatte sie öffentlich ihre Trainer kritisiert.

Das Land verliert seine Spitzenkräfte

"Das System zerstört sich selber", sagt der belarussische Dirigent Vitali Alekseenok. Er ist der musikalische Leiter des Abaco-Orchesters der Universität München. Seiner Meinung nach sei das belarussische Regime in einer Krise. Und je mehr Popularität jemand habe, der seine Meinung frei äußere, desto mehr versuche das Regime zu reagieren. "Das Regime sieht alles als Gefahr."
Timanowskaja konnte noch einen Hilferuf ans IOC absetzen und wurde geschützt. Nun hat Polen ihr ein humanitäres Visum erteilt.
Belarus verliere seine Spitzenkräfte, sagt Alekseenok. Viele seien im Gefängnis und noch im Ausland. "Leider ist es die Situation, wo Intellektuelle, Künstler und Sportler entweder gehen oder den Mund schließen müssen."

Sichere Kommunikation

Auch er erhält Anrufe aus Belarus von Künstlern und Musikern, die fliehen wollen und ihn um Hilfe bitten, berichtet Alekseenok. "Sie fühlen sich so unsicher in Belarus, deswegen ist es die einzige mögliche Entscheidung." Die Gefahr bleibe groß für jeden, der seine Meinung sage.

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Demonstration unter dem Motto "Freiheit für Belarus" fuer eine Annullierung der Wahlen und Ausrufung von Neuwahlen in Weissrussland/Belarus
© dpa / picture alliance / 360-Berlin / Jens Knappe
Wichtig sei die sichere Kommunikation, so Alekseenok. Er habe es schon erlebt, dass Personen verhaftet wurden, nachdem er mit ihnen kommuniziert hatte. Da sei er froh gewesen, dass die Nachrichten sich selbstständig gelöscht hatten, so Alekseenok.
Man dürfe nicht die Augen verschließen. "Jetzt geht es darum, wie lange das Regime noch halten wird."
(nho)
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