Kritik an Hoeneß-Comeback

"Im Fußball wird die Moral ganz tief gehängt"

Der ehemalige Präsident des FC Bayern München, Uli Hoeneß
Uli Hoeneß - vom Präsident zum Steuersünder und zurück? © dpa / Rene Ruprecht
Thilo Komma-Pöllath im Gespräch mit Julius Stucke und Nicole Dittmer · 08.08.2016
Uli Hoeneß kandidiert wieder für das Präsidentenamt beim FC Bayern München. Der Sportjournalist Thilo Komma-Pöllath hält sein Comeback für sicher. Zugleich kritisiert er, dass der steuerbegünstigte Verein demnächst von Vorbestraften geleitet werden könnte.
Uli Hoeneß will an die Spitze des FC Bayern München zurückkehren. Bis zu seiner Verurteilung wegen Steuerhinterziehung im März 2014 hatte er das Amt des Präsidenten schon mal innegehabt.
Der Autor Thilo Komma-Pöllath hat unter anderem in dem Buch "Die Akte Hoeneß" mit dem 64-Jährigen abgerechnet. Darin beschreibt er ihn als knallharten Unternehmer, der als guter Mensch wahrgenommen werden wolle, aber beispielweise in seiner Wurstfabrik unwürdige Gehälter zahle und sich unmoralisch verhalte. Im Gespräch mit Deutschlandradio Kultur sagte der Sportjournalist, er gehe fest davon aus, dass Hoeneß auf der Hauptversammlung im November gewählt werde. Und warum? "Weil im Fußball wird die Moral ganz tief gehängt wird."

So etwas sei nur im Fußball möglich

Komma-Pöllath hält es für skandalös, dass ein vorbestrafter Steuerhinterzieher beim FC Bayern sogar wieder den Aufsichtsratsvorsitz übernehmen solle. Schließlich handele es sich um einen steuerbegünstigten gemeinnützigen Verein. Künftig werde vermutlich ein Vorbestrafter (Hoeneß) den anderen Vorbestraften (Rumenigge) beaufsichtigen. So etwas sei nur im Fußball möglich. In der Politik und der Wirtschaft sei das anders:
"Können Sie sich vorstellen, dass Herr Winterkorn, der im Aufsichtsrat vom FC Bayern sitzt, nochmal bei VW anfängt oder Herr Wulff wieder Bundespräsident wird - das ist alles nicht vorstellbar."

Viele Beispiele für moralische Defizite

Beispiele für moralische Defizite gebe es insbesondere beim FC Bayern immer wieder. So hätten Franck Ribéry nach der Affäre mit einer minderjährigen Prostituierten und Karl-Heinz Rumenigge trotz nicht gezahlter Steuern für am Zoll vorbei ins Land eingeführte Rolex-Uhren keine Konsequenzen im Verein fürchten müssen.
Dass Hoeness nun vermutlich ohne Gegenkandidat gewählt werde und man ihm den roten Teppich ausrolle, "lässt doch Zweifel an der Demokratie-Fähigkeit beim FC Bayern". Komma-Pöllath glaubt nicht, dass der alte und vermutlich neue Präsident des FC Bayern im Gefängnis viel gelernt habe. Er brauche noch immer die extreme Bestätigung von außen und die Führungsrolle im Verein: "Was soll das für eine Art von Resozialisierung sein?"
Mehr zum Thema